Regie an Musik: bitte antworten
«When the music’s over turn out the lights …»
The Doors
Am Ende liegt Tristan auf dem Parkettfußboden. Isolde hat sich auf das verstellbare Krankenbett geworfen, in dem Tristan zuvor siechend und singend den dritten Akt verbracht hat. Nein, die Liebenden haben nicht zur Vereinigung im Tod gefunden. Das Sterben ist mal wieder nicht gelungen. Die allgemeine Rührung, die Wagners Regieanweisung unter den Umstehenden ausbrechen lassen will, wirkt eher wie eine Beschämung. Sie haben es schon wieder getan. Kurwenal, Marke und Brangäne haben ihren Blick von diesem Schauspiel abgewandt.
Zum ersten Mal in dreieinhalb Stunden sind sie kurzzeitig ganz zu Marthaler-Figuren geworden. Mit hängenden Schultern starren sie eine Viebrock-Wand an, als wär’s ihnen ein bisschen peinlich. Diese Liebestod-Nummer.
Dieser Schluss bleibt einer der wenigen Momente in Christoph Marthalers Inszenierung von «Tristan und Isolde», an dem er größere Eingriffe in die Erzählung wagt und sich gegen die Regieanweisung im Libretto entschieden hat. Über weite Strecken vertraut seine Deutung nur auf die Deutlichkeit von Anna Viebrocks Bühnenbild. Das spielt in bewährter Weise mit dem schönen Muff untergegangener ...
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