Probebohrungen auf Neuland

Inhalte vor Pragmatik: Nach Niels Ewerbeck steuert Kathrin Tiedemann das Forum Freies Theater durch die Hochkulturzone Düsseldorf – mit experimentellen Formaten und Gießener-Schule-Vertretern, lokalen Freie-Szene-Pflänzchen und spaßigen Strategien

Theater heute - Logo

Was macht man als neu angetretene Theaterleiterin mit einem Foyer, das eigentlich überhaupt keines ist und auch niemals eins werden wird, da es nicht zu diesem Zweck gebaut wurde? Das «Juta», einer der beiden Spielorte des FFT (Forum Freies Theater), besitzt die zugige Anmut öffentlicher Amtsstuben und großräumiger Wartehallen.

Bescheiden fügt es sich in die zweite Etage eines Gebäudes, das außerdem das Sozial- und Jugendamt, die Arbeiterwohlfahrt, die Volkshochschule, ein stillgelegtes Kino und im Keller eine Tiefgarage sowie die Gourmet-Abteilung des luxuriösen Einkaufstempels «Carsch-Haus» beherbergt. Statt diese doch eher tristen Gegebenheiten zu ignorieren, hat Kathrin Tiedemann mit dem Eröffnungsprojekt ihrer ersten Spielzeit den Blick gerade auf diesen Kontext ihrer neuen Wirkungsstätte gerichtet und damit zugleich ihren Kurs klargestellt.

Das Projekt «Geschichte wird gemacht [Es geht voran]» von Jörg Lukas Matthaei führte durch die Geschichte des Hauses, die Strukturen der städtischen Verwaltung und des sozialen Raums, verknüpfte theatrales Spiel und öffentliches Leben bis zur Kenntlichkeit. Ein halbes Jahr lang recherchierte Matthaei für die inszenierte Führung durch den ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2005
Rubrik: Freie Szene, Seite 28
von Natalie Bloch

Vergriffen
Weitere Beiträge
Brecht & Co

Ekkehard Schall, der fünfundsiebzigjährig in Buckow bei Berlin starb, hat während der gut 40 Jahre (1952–1995), die er am Berliner Ensemble verbrachte, viele große Brecht-Rollen gespielt: den tollkopfigen Sohn Eilif der Mutter Courage (auch im Film von 1958), den Gangster Ui, der aus der brütenden Verklemmtheit durch fanatisierende Autosuggestion sich ins...

Notizen

Weber-Folgen

Die Vergabe von Aufführungsrechten an die Theater hat sich seit Beginn der Spielzeit in wichtigen Punkten geändert. Dabei sind die Rechte der Autoren gestärkt worden. Bei Uraufführungen können erhöhte Vergütungspauschalen vereinbart werden, und die Urheberabgaben für die Bühnenverlage wurden um vier Prozent erhöht (nachdem sie drei Spielzeiten...

Vagabunden und Vogelfische

An einem bedeckten Sonntagvormittag im Juli auf dem Grazer Hauptplatz. Ein paar Wurstbuden und Cafés haben schon geöffnet, aber das kann nicht der Grund sein, warum sich eine ansehnliche Menschenmenge in Schwarmformation kreuz und quer über den Platz bewegt. Schaut man genauer hin, entdeckt man einen schmächtigen Mann mit Brille, Baskenmütze und blauem...