Ohne falsche Weiblichkeit
In den Bühnenschwänken ist die Welt noch in Ordnung – und gleichzeitig völlig aus den Fugen. Sie «handeln vom Konflikt zwischen den Normen bürgerlichen Wohlverhaltens und der heimlichen Neigung, gegen sie zu verstoßen», heißt es im Programmheft zu «Der Raub der Sabinerinnen» am Wiener Akademietheater. Konkret bedeutet das aber leider oft: Anarchie, ja – gleichzeitig völlig veraltete Geschlechterrollen.
Im «Der Raub der Sabinerinnen» von Franz und Paul von Schönthan, 1883 uraufgeführt, spielt die Libido überraschenderweise eine Nebenrolle.
Der Witz an dem Stoff: Der Gymnasialprofessor Jörg Gollwitz geht gar nicht fremd, sondern ins Theater. Er betrügt seine Frau, die gerade am Wolfgangsee Sommerfrische macht, damit, dass er eine Jugendsünde von einem Stück von einer herumziehenden Schmierentheatertruppe aufführen lässt. Deren lukratives Geschäftsmodell ist es, angesehenen Dorfmitgliedern ihre lite -rarischen Peinlichkeiten zu entlocken und auf die Bühne zu bringen. Schließlich möchte jeder im Dorf miterleben, wie sich Honoratioren blamieren.
Regisseurin Anita Vulesica lässt den Abend mit einer Katastrophe beginnen. Das Publikum hat dermaßen gegen die Römertragödie «Der Raub der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Juli 2023
Rubrik: Chronik, Seite 63
von Karin Cerny
Die Schauspielerin in der Mitte des Platzes vor dem ehemaligen Kino der US-Streitkräfte wurde wohl direkt von einem Schlachtfeld des American War of Independence eingeflogen. Dass sie unzufrieden ist und inmitten einer Traube von Zuschauer:innen mit ihrem Job hadert, könnte damit zusammenhängen, dass sie wie einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten gekleidet...
Wo Margit Carstensen war, war Theater interessant. In Bremen mit Fassbinder, in Bochum mit Leander Haußmann oder Dimiter Gotscheff, in Berlin mit Schlingensief oder Pollesch. Ein Nachruf
Spät entdeckt und eine kulturpolitische Bombe: Brechts Gespräch mit Carl Linfert vom April 1949. Eine Rekonstruktion
Felicia Zeller hat sich für ihr neues Stück unter anderem in...
Drei Jahre hat es gedauert, eine Pan - demie und einen brasilianischen Machtwechsel inklusive, bis zu Milo Raus letzter Premiere im NTGent. Und dann stieg ausgerechnet drei Tage vorher unerwartet die Hauptdarstellerin und Aktivistin Kay Sara aus, flog zurück in den Amazonas, weg von der Kunstanstrengung Theater, zurück zu ihren Leuten, ihrem eigentlichen Kampf –...
