Lustvoll ausgepeitscht

Lars von Trier «Manderlay»

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Schwierige Sache, die Freiheit. Kaum sagt keiner mehr, wo’s langgeht, geht alles durcheinander. Die alte Mam (Heidemarie Rohweder in einem Kurzauftritt) hat ihr Leben ausgehaucht, und vier ihrer Arbeitssklaven heben den Leichnam an, um ihn wegzutragen – aber jeder will in eine andere Richtung. Kurzes Zerren, Stolpern, Stutzen. Dann weist Noch-Vorarbeiter Stanley (Thomas Eisen) nach rechts, und man setzt sich in Bewegung.



Dass sich auch in kleinen Momenten das große Thema spiegelt, spricht für die Konsequenz, die Volker Lösch in seiner zweiten Lars-von-Trier-Adaption in Stuttgart an den Tag legt. Vor knapp drei Jahren schockte er zu Hasko Webers Amtsantritt die schwäbischen Abonnenten mit einer radikal eingemeindeten «Dogville»-Version (siehe TH 11/05). Die Gefahr knallender Türen droht bei «Manderlay» nicht, auch wenn Lösch die auf die USA gemünzte Filmhandlung erneut nah an den Spielort heranzieht: Statt schwarzer Baumwollplantagensklaven befreit Grace hier arme Sweatshop-Schufter, die als Zwangs-Multi-Kulti-Gemeinschaft in einem Container hausen (Ausstattung Carola Reuther) und von in Stuttgart lebenden Migranten gespielt werden. 

Doch wo «Dogville» dem Parkett plakativ-provokant ...

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Theater heute August/September 2008
Rubrik: Chronik, Seite 75
von Andreas Jüttner

Vergriffen
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