Lügen und leben lassen
Der erste Akt spielt vor einem mondänen Glitzervorhang. Der erste Eindruck aber täuscht: Hier wird keine Revueshow, sondern Ibsen gespielt. Wenn sich der Vorhang öffnet, wird dahinter ein recht unglamouröser Raum sichtbar. Auf die nackte, von Neonröhren beleuchtete Bühne hat Alexander Müller-Elmau nur ein paar Versatzstücke – einen Gartentisch, einen Eiskasten – gestellt, vor allem aber einen raumfüllenden grauen Industriecontainer.
Dieser stellt das «Revier» dar, in dem Vater und Sohn Ekdal auf Kaninchenjagd gehen.
Neben allerlei anderem Kleinvieh wird in dem Container auch der Titelvogel gehalten. Zu sehen bekommt man die Wildente allerdings nie, die ganze Menagerie ist nur akustisch anwesend: Der Linzer Hausmusiker Wolfgang «Fadi» Dorninger hat in seine Elektro-Soundkulisse auch Tierstimmen eingearbeitet. Ab dem dritten Akt fallen Schneeflocken, am Ende wird die Bühne knöcheltief eingeschneit sein.
Doch auch der Gesamteindruck trügt: So cool, wie sie aussieht, ist Hans-Ulrich Beckers Inszenierung gar nicht. Wir reden hier nicht von einer Ibsen-Performance, sondern schon von einer Stadttheateraufführung – allerdings von einer ziemlich guten. Becker präsentiert das Stück so ...
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Theater heute August-September 2014
Rubrik: Chronik: Linz, Seite 67
von Wolfgang Kralicek
Hier entspannt Karl Kraus, der Autor der «Letzten Tage der Menschheit», die 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zahlreiche Premierentage erleben dürfen. In Salzburg inszeniert statt Matthias Hartmann, der im Januar überraschend seine letzten Tage als Burgtheaterdirektor erleben musste, Georg Schmiedleitner.
«Die lächerliche Finsternis» hat Wolfram...
Am reinen Toren Parzival hat Tankred Dorst einen Narren gefressen. Immer wieder hat er sich mit dem mittelalterlichen Anti-Helden beschäftigt, unter anderem in «Merlin» und der Erzählung «Der nackte Mann». 1987 schließlich hat Dorst für eine Robert-Wilson-Inszenierung am Thalia Theater ein «Parzival»-Szenarium geliefert, das «nicht als festgefügtes Stück, sondern...
Es ist widersprüchlich, was auf einen einprasselt, wenn man sich heute für Bühnen- und Kostümbild als Beruf entscheidet: Einerseits ist offensichtlich, dass das Visuelle einen enormen Bedeutungsschub in der gesellschaftlichen Wahrnehmung erfährt. Bilder, und damit auch die Bilder jeder Inszenierung, sind in der Foto-, Film und Symbolflut der Massenmedien, online...
