Leistungsfähig, aber lebensunfähig
Felicia Zellers neuer Text führt unmittelbar in den ganz normalen Wahnsinn der gegenwärtigen, immer schneller werdenden Arbeitswelt und beschreibt dabei bestimmte Formen von Normalität, wie sie sich in unserer modernen Gesellschaft zunehmend etablieren: Normal ist, dass man sich fast ausschließlich nach Menge und Qualität geleisteter Arbeit beurteilt. Normal ist, dass man sich in seiner Arbeit selbst verwirklicht. Normal ist, dass man sich uneingeschränkt mit ihr identifiziert.
Normal ist, dass zwischen Arbeit und Freizeit kaum mehr unterschieden wird – Arbeit ist nicht mehr das halbe, sondern das ganze Leben. Das ursprüngliche Privatleben weicht der permanenten beruflichen Verfügbarkeit, und der will man nicht im Weg stehen. Die Kontrolle von außen ist enorm, und trotzdem soll jene Selbstaufgabe als Freiheit begriffen werden. Eine clevere Finte der gegenwärtigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die Menschen mit Haut und Haar im kapitalistischen Verwertungszusammenhang aufgehen lässt. Enthusiastisch, engagiert, kreativ, leistungsorientiert – auch leidend, aber das gehört dazu.
So auch für Managerin Anne, Bildhauer Peter und Koch Holger, drei Freunde auf dem Höhepunkt ihrer ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 171
von Sibylle Baschung
Zielstrebig steuert Herbert Fritsch auf den Tisch zu, über dem der Monitor hängt. Hier, gleich gegenüber vom Tresen in der Volksbühnenkantine, wollen wir reden: über den Bühnenbildner Herbert Fritsch. Wir wollen reden, aber über uns hängt der Monitor. Und da läuft das, was oben im Theater gerade das Publikum zum seligen Grinsen bringt: «Murmel Murmel», Fritschs...
Mario Salazar, geboren 1980, hat beim Fußballspielen als Kind quasi auf die Berliner Mauer spucken können. Sein Vater ist vor Pinochet geflohen; was sein Halbbruder gerade in der Megacity Santiago de Chile macht, weiß er nicht. Er arbeitet als Barmann, und am liebsten bestellen die Berliner Miezen bei ihm den Cocktail «Latin Lover». Die Zeit als Holzfäller,...
David Mamet sorgte 2008 mit einem Artikel, den er unter dem etwas reißerischen Titel «Why I Am No Longer a Brain-Dead-Liberal» im New Yorker Magazin «The Village Voice» veröffentlichte, für Furore. Er sagte sich darin von der idealistischen Linken los, für die er sich ein Leben lang eingesetzt hatte, und machte sich für die Argumente der Vertreter des neoliberalen...