Lebenscoaching für alle
Dass es nicht mehr opportun ist, das künstlerische Genre der Fernsehserie gering zu schätzen – das spricht sich herum. Aber wenn dieser noch vor wenigen Jahren eher belächelten Kunstform inzwischen sogar moralische Qualitäten nachgesagt werden, horcht man doch immer noch auf. Wie erst, wenn das Ganze weltpolitische Maßstäbe annimmt!
Schenkt man der «taz» Glauben, rettet eine Serie derzeit ganz Amerika, zumindest was das Ideelle betrifft.
Die Autorin einer Kolumne hatte dort kürzlich aus der US-Serie «Gilmore Girls» auf die erstaunlichen Selbstheilungskräfte der amerikanischen Gesellschaft geschlossen. Dieses Land lasse sich, so die Pointe ihrer Überlegungen, letztlich eben doch nicht auf Bush-Konservatismus und Irakkrieg reduzieren.
Eine vielleicht nicht ganz so überraschende Erkenntnis, aber von der Autorin doch an einem ziemlich überraschenden Objekt gewonnen. Von Politik ist bei den «Gilmore Girls» so gut wie nie die Rede. Ein gesundes Maß an Rührseligkeit ist der Serie dafür nicht fremd. Gezeigt werden alltägliche, ironisch arrangierte Szenen in einer Provinzstadt – ein langer, ruhiger Fluss von mit großem Wohlwollen und feinem Spott gezeichneten Familienproblemen, ...
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Mit der normativen Grundlage der menschlichen Urteilskraft verhält es sich in etwa wie mit der Zwiebel in Ibsens «Peer Gynt». Will man zum Kern des ästhetischen Urteils vordringen, folgt Schale auf Schale, während das Auge des Betrachters der Zwiebel zunehmend selbst normative Kraft gewinnt. Wer vor lauter Tränen keine Zwiebel mehr sieht, legt sie schnell beiseite,...
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Der Zürcher Schauspielhaus-Direktor hat ein gesundes Vertrauen in seinen Auftritt: «Ich bin 1 Meter 93 groß, spreche hochdeutsch und drücke mich klar aus.» In dieser darwinistisch knallharten Überlegenheit sah Matthias Hartmann Ende Januar den Grund, dass der historisch einmalige Streik der technischen Angestellten vier Tage dauerte. Tatsächlich, auch dieses Tief...