Klassiker: Anatomie Büchner
Büchner, der Aktivist, Büchner, der Historiker, Büchner, der Dramatiker – kaum ein Werk ist so oft und gerne Anlass für Befragungen und künstlerische Untersuchungen wie das des jung gestorbenen Riedstädters. Aus Anlass des 200.
Jahrestags der Hinrichtung des realen Johann Christoph Woyzecks auf dem Leipziger Markt veranstaltete die dort beheimatete Schaubühne Lindenfels ein einjähriges Büchner-Projekt mit künstlerischem Re-Enactment der Hinrichtung, site-specific Performances im Naturkundemuseum und in der letzten DDR-Hinrichtungsstätte, sowie dem «Fragment Festival Büchner» inklusive Symposium der Leipziger Theaterwissenschaft als krönendem Abschluss im Mai und Juni diesen Jahres.
Den Start des Festivals machte eine Eigenproduktion der Schaubühne Lindenfels und seines Schau-Ensembles unter der Regie von René Reinhardt. Er unterzieht Büchners Werk einer Art Obduktion, um eine Anatomie der verstreuten Themenfäden zu erstellen und neu zu verknoten. Auf vier edelstahlglänzenden Tische wie in einem anatomischen Institut beginnen gewissermaßen Büchners Leichen miteinander zu sprechen: Sätze aus dem «Hessischen Landboten» wandern neben Danton, und Dantons Hure verschmilzt mit Woyzecks ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Juli 2018
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Torben Ibs
Bonn, Theater
5. Projekt, Giraffentheater
R. Nadine Schwitter (Jugendclub)
Düsseldorf, Schauspielhaus
15. Kaczmarczyk, Boys don’t cry and girls just want to have fun (U)
R. André Kaczmarczyk
Duisburg, Theater
9. nach Shakespeare, Love is not Love
R. Tim Zielke (Jugendclub)
Esslingen, theater
7. Preußler, Hörbe mit seinem Freund Zwottel
R. Jonas Weber
Heilbronn,...
Die mehr als 200 Seiten der Hebbelschen Trilogie könnte man an drei aufeinanderfolgenden Tagen oder in einer langen Nibelungennacht spielen. Jeder Teil wäre ein Drama für sich und würde etwa drei Stunden dauern. In Mainz, wo es der Deutschen liebsten Blut- und Ehre-Mythos derzeit in der sprachmächtigen und psychologisch aufgefrischten Neudichtung Friedrich Hebbels...
Sie sehen aus, als wären sie einer «Körperwelten»-Ausstellung entsprungen, die Muskelstränge sind freigelegt, das Skelett zeichnet sich am Brustkorb ab, fahle Haarbüschel bedecken ihre bleichen Schädel: Drei Wesen, die mehr tot als lebendig scheinen, torkeln auf die Burgtheater-Bühne (Kostüme: Victoria Behr). Stéphane Laimé hat einen weiteren Balkon gebaut und...
