Karibiktheater in Hanglage
Beim Studium des Stadtplans meint man, auf ein Patchwork mit blinkenden Einzelteilen zu blicken. Die «Barrios» etwa sehen aus, als signalisierten sie in roter Farbe, dass man die wie Wespennester an den Steilhängen von Caracas klebenden Armenviertel auf keinen Fall betreten sollte. Derart abgeschottete Armutsenklaven finden sich allerdings auch in reicheren Gegenden. Man steht unvermutet vor ihnen und ahnt, obwohl sie eher zu den gehobeneren urbanen Improvisationen gehören, dass die Luft hier dick werden kann.
Es gibt allerdings auch ganz normal anmutende Stadtteile wie die historische Altstadt rund um die Kathedrale und das Capitol, die man tagsüber nur mit wachen Sinnen und abends auf keinen Fall betreten sollte. Spätestens wenn auf der anderen Straßenseite einige Jugendliche schneller gehen und die Armbanduhr eines «Gringo» ins Visier nehmen, wird es brenzlig – obwohl von allen Mauern der Hauptstadt dieser Mann lächelt und mit seinen Parolen eines kämpferischen Karibiksozialismus ungetrübten Optimismus verbreitet.
Der stramme Lächler heißt Hugo Chavez. Dass Venezuelas Staatschef unerschrocken gegen den großen Gringo Bush opponiert, ehrt ihn und macht aus ihm in den Augen ...
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