Inbrünstige Gebete
Am 20. Juni cancelte die Leitung des Theaterfestivals Malta in Poznan die für den 27. und 28. Juni angesetzten Gastspiele von «Gólgota Picnic» des argentinisch-spanischen Regisseurs Rodrigo Garcia. Bereits 2011 hatte die erst Text-, dann Joseph-Haydn-lastige Abendmahlsperformance (s. TH 12/12) unter 2.000 katholischen Fundamentalisten (Institut Civitas) in Frankreich für Aufregung gesorgt und in Hamburg massive Gebete von 26 Sympathisanten der antisemitischen Piusbruderschaft vor dem Thalia in der Gaußstraße ausgelöst.
In Polen begab sich schon vorab eine Petition auf medialen Kreuzzug und sorgte in katholisch-fundamentalistischen und nationalistischen Netzwerken für Pogromstimmung, um das von Garcia drohende Unheil fürs Vaterland noch abzuwenden. Ob die Warnung vor dem «Anti-Künstler» tatsächlich 62.000 um ihr Seelenheil besorgte Polen zur Unterschrift gegen die «Anti-Kunst» bewegt hat, weiß allerdings nur Gott allein, denn technisch gesehen konnte man beliebig oft unterschreiben.
Die mediale Berichterstattung über die demonstrative Unterschriften-Übergabe ans Kulturministerium in Warschau war erst einmal wenig geeignet, echte Panik unter den Kulturschaffenden zu verbreiten: Man ...
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Theater heute August-September 2014
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Anja Quickert
Aachen, Theater
18.9. Zeller, Kaspar Häuser Meer
R. Marion Schneider-Bast
26.9. Vekemans, Gift. Eine Ehegeschichte
R. Ludger Engels
27.9. Kafka, Der Prozess
R. Christian von Treskow
Altenburg, TPT
25.9. Wodin/Hilbig, Nachtgeschwister
R. Anja Schneider
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
10.8. Bludau nach May, Winnetou 1
R. Urs Schleiff
Augsburg, Theater
19.9. Die Banditen...
Sie tanzt. Gefühlt hundert Mal wird das Bild von Daniela Keckeis auf die Leinwände oberhalb der Bühne projiziert, auf der die Schauspielerin eine 1930er Cabaret-Nummer in ebensolchem Kostüm hinlegt und schließlich ihren Körper in schönster Wuttke-Manier zum Hakenkreuz formt. Unten singt sie dazu als Marianne Hoppe in einem von Silke Bauer installierten Kasten einen...
Der erste Akt spielt vor einem mondänen Glitzervorhang. Der erste Eindruck aber täuscht: Hier wird keine Revueshow, sondern Ibsen gespielt. Wenn sich der Vorhang öffnet, wird dahinter ein recht unglamouröser Raum sichtbar. Auf die nackte, von Neonröhren beleuchtete Bühne hat Alexander Müller-Elmau nur ein paar Versatzstücke – einen Gartentisch, einen Eiskasten –...
