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Berlin

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Vor ziemlich genau zehn Jahren eröffnete Thomas Ostermeier seine Intendanz der Berliner Schaubühne mit einem Stück von Lars Norén: «Personenkreis 3.1» spielte auf einem Drogenumschlagplatz und zeichnete die Ausgeschlossenen der Gesellschaft, das Prekariat (ein seinerzeit noch unbekanntes Wort), mit plaka­tivem «Seht her»-Gestus ans Bürgertum des oberen Kudamm-Endes. Ostermeier trat an mit umstürzlerischem Elan und ist seitdem schwer auf dem Boden der (nicht zuletzt ökonomischen) Tatsachen angekommen.

Volle Säle und weltweiten Tournee-Erfolg heimste der desillusionierte Chef ausgerechnet mit Stücken ein, die sich dem am Mittelmaß statt am Notstand leidenden Bürgertum widmeten, mit Ibsens Ehe­dramen «Nora» und «Hedda Gabler». Der Lars Norén, mit dem Ostermeier das Zehnjäh­rige begeht, ist da konsequent (und vielleicht nicht frei von ein wenig bitterer Selbstironie) der vor-prekäre Norén in der Ibsen-Nachfolge: «Dämonen» (1984) ist ein Stück aus der nicht mehr ganz top-aktuellen Hausfrauen-Ehe-Hölle, in dem sich zwei mitteljunge Paare, eins mit Kindern, eins ohne, einen Abend lang in «Virgina-Woolf»-Manier das Eingemachte um die Ohren knallen.
 

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Theater heute April 2010
Rubrik: Chronik, Seite 55
von Barbara Burckhardt

Vergriffen
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