Im Zufallsunglück

Dea Loher «Das letzte Feuer» im Schauspielhaus Hannover

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«Am Mittag des neunzehnten August zweitausendund / Am hellichten Mittag des neunzehnten August zweitausendund / Es war der August vor/». Mit immer wieder abbrechenden Anfangssätzen beginnt Dea Lohers «Das letzte Feuer» und hat sich als Episodendrama über eine Realität, in der die Verzweiflung zu Hause ist, die mannshohe Dogge den bestbezahlten Job der Gegend hat und die Menschen ihre Träume längst begraben haben, einst regelrecht in die Gegenwartsdramatik eingebrannt. 2008 inszenierte Andreas Kriegenburg am Thalia Theater Hamburg die Uraufführung.

Loher wurde für das Stück als Dramatikerin des Jahres ausgezeichnet und erhielt den Mülheimer Dramatikpreis. Anschließend entstand fast ein kleines Aufführungsfeuer um das Stück. Dann verschwand es weitgehend aus den Spielplänen. Im Schauspiel Hannover hat es die Regisseurin Anja Behrens nun wieder auf die Bühne gebracht.

Bläulich weiß und leer ist der von Christian Albrechtsen entworfene Raum, von einem weißen Halbrund umspannt. Verloren stehen eine Badewanne sowie die acht Darsteller:innen (Birte Leest, Max Landgrebe, Verena Reichhardt, Miriam Maertens, Alrun Hofert, Fabian Dott, Max Koch, Hajo Tuschy) darin, die Personage aus Lohers ...

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Theater heute Juli 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Katrin Ullmann

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