Im Zufallsunglück
«Am Mittag des neunzehnten August zweitausendund / Am hellichten Mittag des neunzehnten August zweitausendund / Es war der August vor/». Mit immer wieder abbrechenden Anfangssätzen beginnt Dea Lohers «Das letzte Feuer» und hat sich als Episodendrama über eine Realität, in der die Verzweiflung zu Hause ist, die mannshohe Dogge den bestbezahlten Job der Gegend hat und die Menschen ihre Träume längst begraben haben, einst regelrecht in die Gegenwartsdramatik eingebrannt. 2008 inszenierte Andreas Kriegenburg am Thalia Theater Hamburg die Uraufführung.
Loher wurde für das Stück als Dramatikerin des Jahres ausgezeichnet und erhielt den Mülheimer Dramatikpreis. Anschließend entstand fast ein kleines Aufführungsfeuer um das Stück. Dann verschwand es weitgehend aus den Spielplänen. Im Schauspiel Hannover hat es die Regisseurin Anja Behrens nun wieder auf die Bühne gebracht.
Bläulich weiß und leer ist der von Christian Albrechtsen entworfene Raum, von einem weißen Halbrund umspannt. Verloren stehen eine Badewanne sowie die acht Darsteller:innen (Birte Leest, Max Landgrebe, Verena Reichhardt, Miriam Maertens, Alrun Hofert, Fabian Dott, Max Koch, Hajo Tuschy) darin, die Personage aus Lohers ...
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Theater heute Juli 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Katrin Ullmann
Da sitzt sie an der Rampe, die elegante Abendgesellschaft, die Damen in hellen, paillettenglitzernden Kleidern, die Herren im Frack – und erzählen von dieser Nacht, die alles ändern sollte. Einem von ihnen fallen derweil immer wieder die Augen zu, das Kinn auf die Brust, und dann kippt er auf den Schoß seines Sitznachbarn, nur um sich gleich wieder verdattert...
Als machtlose Seherin, eine dunkle Mischung aus Melania Trump, Kassandra und Elfriede Jelinek, schritt sie 2017 barfuß und in wehenden Gewändern durch dekadente gol -dene Fransen in Philipp Preuss’ Inszenierung von «König Ubu/Am Königsweg». Ungehört fabulierend, mal fast unscheinbar durchsichtig, mal wütend bellend, mal tänzerisch-ätherisch. Als zerzauste Clownin...
Mit Helmut Berger, der nur kurz vor seinem 79. Geburtstag in Salzburg gestorben ist, hatte ich vor etlichen Jahren einmal einen Abend und eine halbe Nacht verbracht. Nicht allein. Vielmehr mit einer unverhofften, alsbald unheimlichen Gesellschaft – im Schatten, im Zwielicht der italienischen Mafia. Davon später noch. Merkwürdig. Man stellt sich den einstigen...
