Ibrahims Traum
Als sich der Kleinbus von der Nähe des Damaskustores aus in Richtung Ramallah in Be-wegung setzt, ist es noch früh am Morgen. Von Jerusalem bis nach Ramallah sind es nur knappe 15 km. In diesem Landstrich können 15 km allerdings Welten trennen. Kaum hat der Bus die Stadtgrenze im Norden hinter sich gelassen, erreichen wir Kalandia, einen der größten israelischen Militärkontrollpunkte. Zwischen Gesteinsbrocken und Müll bauen Händler ihre provisorischen Stände auf.
Rechterhand befindet sich eine Anlage mit eisernen Drehkreuzen, Röntgenapparaten und Soldaten hinter kugelsicheren Scheiben. Unser Bus wird durchgewunken. Wir fahren an der mit Graffiti besprühten Sperrmauer aus hohen Betonelementen weiter. Auf der Straße reihen sich die Schlaglöcher aneinander; in der Luft hängt heller Staub. Verwahrloste und zerstörte Gebäude säumen den Wegesrand, während im Hintergrund auf den Hügeln mehrstöckige Apartmentkomplexe auf ihre Fertigstellung warten. Der Bus hält alle paar Minuten an, um neue Fahrgäste einzusammeln.
In Ramallah wohnen nicht einmal 70.000 Menschen, aber seit die Stadt Ende 1995 der Palästinensischen Verwaltung unterstellt wurde, hat sie sich zum politischen und ...
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