Hohe Auflösung
Erste Szene.
Ungebetene Gäste
Ein großes Zimmer, vom Boden bis zur Decke und von der Wand bis zum Fenster vollgestopft mit allem möglichen Krempel. Hinten links ist der Flur mit einem großen Kleiderschrank und der Wohnungstür zu sehen. Rechts ein Fenster mit zugezogenen Vorhängen, weiter hinten die Tür zum Nachbarzimmer. Bücherregale, aufeinandergestellte Regale, ein Schreibtisch – zwischen all den Sachen nur schmale Durchgänge.
Den einzigen Kontrast zu diesem Chaos bildet ein sorgfältig gemachtes Doppelbett hinten in der Mitte der Bühne.
Jelena versucht, im Halbdunkel mit dem Rücken zu den Zuschauern einen kleinen Fernseher in Gang zu bringen. Vergeblich. Sie steigt auf einen Stuhl, hält den Fernseher mit der einen Hand hoch und versucht mit der anderen, die Antenne auszurichten. Durch das Rauschen sind nur manchmal Fetzen einer Nachrichtensendung zu verstehen.
Sprecherstimme, männlich (geht immer mal wieder im Rauschen unter und taucht wieder auf) … gut und gerne hunderttausend Menschen, niemand kann sagen, wie viele hier genau demonstrieren … (Rauschen) … die Atmosphäre ist angespannt (Rauschen) … riegeln ab (Rauschen) … keine Stellungnahme des Premierministers (Ra ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute August-September 2014
Rubrik: Stück, Seite 99
von Dmytro Ternovyi
Es ist widersprüchlich, was auf einen einprasselt, wenn man sich heute für Bühnen- und Kostümbild als Beruf entscheidet: Einerseits ist offensichtlich, dass das Visuelle einen enormen Bedeutungsschub in der gesellschaftlichen Wahrnehmung erfährt. Bilder, und damit auch die Bilder jeder Inszenierung, sind in der Foto-, Film und Symbolflut der Massenmedien, online...
Sie tanzt. Gefühlt hundert Mal wird das Bild von Daniela Keckeis auf die Leinwände oberhalb der Bühne projiziert, auf der die Schauspielerin eine 1930er Cabaret-Nummer in ebensolchem Kostüm hinlegt und schließlich ihren Körper in schönster Wuttke-Manier zum Hakenkreuz formt. Unten singt sie dazu als Marianne Hoppe in einem von Silke Bauer installierten Kasten einen...
Ist die in ihr Erdloch hineinwachsende, zunehmend bewegungsloser werdende Winnie aus Becketts «Glückliche Tage» nicht eine durchweg überlebte Figur? Und ihre stillstehende Welt, in der sie unerschütterlich optimistisch mit Zahnpastatube, Nagelfeile und Regenschirm gegen Nichtstun und Eintönigkeit kämpft, in Anbetracht von Rastlosigkeit und Reizüberflutung im...
