Heimatkunde am Rhein

… und am Schauspiel Köln: Alvis Hermanis modelliert Kölner Biografien, Antonio Latella musikalisiert Goldonis «Sommerfrische», und Nuran David Calis reflektiert deutsche Nachkriegsgeschichte aus der Sicht von Migranten

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Nicht nur der Titel klingt ein bisschen nach Love Story: «Kölner Affäre». Zumindest handelt es sich, wenn nicht gar um eine Liebesgeschichte, so doch um eine Beziehung. Eine ungewöhnliche Beziehung. Schon nach der kaum vollendeten ersten Spielzeit lässt sich zwischen Karin Beier, dem Schauspielhaus, der Stadt Köln und ihren Einwohnern eine solche Bindung beobachten. Das Theater ist für die Stadt wieder attraktiv und hat Anschluss gefunden.

Auch weil Eingemein­­dungs-Bemühungen und Kulturaustausch jenseits von Proklamationen verblüffend funktionieren: spielerisch, originell, lässig und konkret.

Ein Regisseur hat vier Schauspieler auf die Suche nach vier Menschen in ihrer Stadt geschickt. Möglichst alltägliche Leute mit einem normalen Leben sollten es sein, falls es das denn gibt. Denn hinter der Tatsachen-Recherche steht eine exklusive Idee. Dass nämlich die Essenz des Menschlichen auf der Ausnahme beruht. Vielleicht muss nicht jeder Mensch ein Abgrund sein, der einen – laut Büchner – schwindeln lässt, wenn man hin­ab­blickt. Aber ein weites Feld tut sich schon auf. Deshalb braucht es auch drei Stunden in der Schauspiel-Halle Kalk, um diese vier Lebensgeschichten auszuschreiten.
   

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Theater heute Juni 2008
Rubrik: Aufführungen, Seite 22
von Andreas Wilink

Vergriffen
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