Glückstest-Dummies
Manchmal scheint es, betrachtet man die Stücke jüngerer Dramatiker, als wären beruflicher Erfolg und eine halbwegs funktionierende Zweierbeziehung in erster Linie ein psychischer Härtetest, der unweigerlich zu tiefer Depression oder gar zum Amoklauf führen muss. Um sich die Leichtigkeit des Daseins erträglich zu machen, flüchtet das Personal mit Vorliebe in diffuse Aussteigerfantasien, die sich von denen der 68er hauptsächlich dadurch unterscheiden, dass sie im globalisierten Einheitsweltbild von vornherein aussichtslos erscheinen.
In Ulrike Syhas neuem Stück «Gewerbe» kämpft Arthur, ein Kulturschaffender in der Krise, mit den schleichenden Nebenwirkungen einer gesicherten Existenz als Stadttheaterregisseur. Der mysteriöse Tod seines Vaters in Budapest – war es Selbstmord oder Mord? – ist ihm willkommener Anlass, endlich aus dem goldenen Gefängnis eines sorgenfreien Lebens auszubrechen und sich ganz seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Basteln abwegiger Verschwörungstheorien, zu widmen. Waren es anfangs nur die ungeschickten Versuche eines schauspielernden Nebenbuhlers, ihm seine leicht neurotische Gattin und Hauptdarstellerin Olga auszuspannen, so sieht er sich bald als ...
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Dass es nicht mehr opportun ist, das künstlerische Genre der Fernsehserie gering zu schätzen – das spricht sich herum. Aber wenn dieser noch vor wenigen Jahren eher belächelten Kunstform inzwischen sogar moralische Qualitäten nachgesagt werden, horcht man doch immer noch auf. Wie erst, wenn das Ganze weltpolitische Maßstäbe annimmt!
Schenkt man der «taz» Glauben,...
Mit der normativen Grundlage der menschlichen Urteilskraft verhält es sich in etwa wie mit der Zwiebel in Ibsens «Peer Gynt». Will man zum Kern des ästhetischen Urteils vordringen, folgt Schale auf Schale, während das Auge des Betrachters der Zwiebel zunehmend selbst normative Kraft gewinnt. Wer vor lauter Tränen keine Zwiebel mehr sieht, legt sie schnell beiseite,...
Am Anfang kam das Theater ins Radio. Alfred Braun, Rundfunkpionier in den zwanziger Jahren und der erste deutsche Hörspielregisseur, hat die Urszene rückblickend immer wieder gern beschrieben: Wie sein Ensemble buchstäblich mit Pauken und Trompeten durch die Flure und Treppenhäuser im Berliner «Voxhaus» zog, vorbei an den Büros von Agenturen und Anwaltskanzleien....