Glückskind

Er ist ein Naturbursche und seine Stimme ein Naturgeschenk. Dafür ist Konstantin Krimmel nach wie vor sehr dankbar. Ohnehin gehört der Bariton nicht zu jenen Sängern, die ihr Tun als etwas Außerordentliches empfinden. Er singt einfach. Und das so zauberhaft, dass ihm eine glänzende Zukunft bevorsteht. Ein Gespräch über sehr gute Lehrer, Vierteltöne, Reisen mit dem Camper und zwei Hunden sowie die Frage, ob Mozart heute womöglich Heavy-Metal-Stücke komponieren würde

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Herr Krimmel, einerseits sind Sie ein Naturbursche, der mit einem Camper durch die Gegend tuckert, andererseits ein weithin anerkannter Künstler, der hochgradig verdichtete Lyrikvertonungen interpretiert. Wie geht das zusammen?
Nun ja, wahrscheinlich dürfte ich, wenn ich es ganz ernst nehme, nur noch Schuberts «Schöne Müllerin» singen und vielleicht noch seine «Winterreise».

Aber im Ernst: Einmal gefällt es mir privat sehr gut, auf diese Art und Weise «unterwegs» zu sein, zum anderen ist gerade das Thema «Natur» in der romantischen Lyrik sehr stark enthalten; häufig befinden sich die Protagonisten auf einer Wanderschaft durch die Welt – wenngleich nicht in dem Ausmaß, wie dies heute aufgrund der technischen Möglichkeiten der Fall ist. Es wird in den Gedichten und dann eben auch in den Liedern sehr viel Natur beschrieben und davon erzählt, was es bedeutet, auf Reisen zu sein. Von daher passt das ganz gut.

Allerdings kannte Schubert – der, wie Gerald Moore es einmal so schön gesagt hat, «Gott am nächsten war» – weder Atomkraftwerke und Staubsauger-Robots noch Flugzeuge oder Handys. Ist das Geräusch der Welt nicht ein komplett anderes heute?
Das ist es gewiss. Und gerade deswegen ...

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Opernwelt November 2025
Rubrik: Interview, Seite 39
von Jürgen Otten

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