Gefangene der eigenen Geschichte

Die «Lange Nacht der Autoren» am Deutschen Theater Berlin präsentiert drei Uraufführungen von Eleonore Khuen-Belasi, Lisa Danulat und Svealena Kutschke

Theater heute - Logo

Wen schert das schon ich kann das nicht mehr hören dieses Geraunze satzloses Murmeln Syntax dahin ADE!» Es dauert nicht lange, da beschwert sich Agata schon über den Text, den die Autorin Eleonore Khuen-Belasi für sie und ihre Mitstreiterinnen geschrieben hat.

Agata, Aurelia und Teresa sind, tja, Figuren wäre schon übertrieben, vielleicht drei Gewächse Marke Golden Girls, die in ihrer Stadt Wurzeln geschlagen haben, oder ein restauratives Beckettsches Clownstrio auf Plastikstühlen, das besorgt Risse und Öffnungen im Asphalt unter sich bemerkt und mit der eigenen klebrigen Spucke zu reparieren versucht. Auch «Asphalt» spricht, ist also womöglich eine «Metapher» für die Straße, sprich das nicht-privilegierte Volk, doch während Aurelia, Agata und Teresa auf dem Papier ohne Punkt und Komma meckern, argumentieren und fachsimpeln, macht Asphalt sich dank Satzzeichen ordentlich verständlich.

Die Welt ist aus den Fugen, sinngemäß: Das ist der Ausgangspunkt von Eleonore Khuen-Belasis «ruhig Blut», dem man – Stichwort Schreibweise – Einflüsse der Wiener Avantgarde ebenso anmerkt wie das Philosophiestudium, das die 1993 in Bozen geborene Autorin derzeit noch an der Universität Wien ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2019
Rubrik: Neue Stücke, Seite 27
von Eva Behrendt

Weitere Beiträge
Graz/Wien: Theater ist wie Kaugummi

Die österreichische «Theaterallianz» ist ein 2013 gegründetes Netzwerk von sechs Theaterhäusern in sechs verschiedenen Bundesländern, die besonderen Wert auf zeitgenössische Dramatik legen und einschlägige Inszenierungen unter­einander austauschen. Seit 2016 vergibt die Theaterallianz auch einen Autor*innenpreis, wobei die damit ausgezeichneten Stücke an allen...

Ein Monster der totalen Aufrichtigkeit

Hamlets längster Monolog dauert gute 25 Minuten und ist weitgehend stumm: Er kommt dabei von den ganz großen Fragen – «Was ist der Mensch?» – schnell auf seine ganz besondere Frage – «Wie steh ich da?» – und auf sein ganz spezielles Dilemma: «Der Vater umgebracht, beschmutzt die Mutter, Verstand und Blut aufs Äußerste gereizt – und rühr mich nicht.» Und dann steht...

Regienachwuchs: «Ich bin doch selbst nur angedeutet!»

Am Ende bekommt die am wenigsten unter den Begriff «Junge Regie» fallende Arbeit den Preis der Körber Stiftung. Zwar ist Felix Krakaus «Peer Gynt» im Rahmen des Studiengangs Theaterregie an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst entstanden, gleichzeitig ist Krakaus Projekt keine klassische Stu­dienarbeit, sondern als Inszenierung für die...