Gefangene der eigenen Geschichte
Wen schert das schon ich kann das nicht mehr hören dieses Geraunze satzloses Murmeln Syntax dahin ADE!» Es dauert nicht lange, da beschwert sich Agata schon über den Text, den die Autorin Eleonore Khuen-Belasi für sie und ihre Mitstreiterinnen geschrieben hat.
Agata, Aurelia und Teresa sind, tja, Figuren wäre schon übertrieben, vielleicht drei Gewächse Marke Golden Girls, die in ihrer Stadt Wurzeln geschlagen haben, oder ein restauratives Beckettsches Clownstrio auf Plastikstühlen, das besorgt Risse und Öffnungen im Asphalt unter sich bemerkt und mit der eigenen klebrigen Spucke zu reparieren versucht. Auch «Asphalt» spricht, ist also womöglich eine «Metapher» für die Straße, sprich das nicht-privilegierte Volk, doch während Aurelia, Agata und Teresa auf dem Papier ohne Punkt und Komma meckern, argumentieren und fachsimpeln, macht Asphalt sich dank Satzzeichen ordentlich verständlich.
Die Welt ist aus den Fugen, sinngemäß: Das ist der Ausgangspunkt von Eleonore Khuen-Belasis «ruhig Blut», dem man – Stichwort Schreibweise – Einflüsse der Wiener Avantgarde ebenso anmerkt wie das Philosophiestudium, das die 1993 in Bozen geborene Autorin derzeit noch an der Universität Wien ...
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Theater heute August/September 2019
Rubrik: Neue Stücke, Seite 27
von Eva Behrendt
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