Friss oder stirb
Erste Versuche, etwa in Berlin mit getestetem Publikum die Theater wieder zu öffenen, sind vorerst versandet. Für Mai annoncierte Premieren und Uraufführungen werden, genau wie die großen Festivals, nach und nach zurück ins Digitale gepfiffen: Die dritte Welle rollt, der Peak ist noch nicht erreicht. Die größte Wallung aber, die das Theater derzeit erzeugt, findet nicht künstlerisch, sondern in heftigen Debatten rund um sein Arbeitsklima statt.
«My stage is my kitchen» bleibt deshalb vorerst das Gebot der Stunde.
Schon im ersten Lockdown kam die Wiener Theaterärztin Lilli Nagy auf die Idee, zu Hause ausharrenden Schauspieler*innen und in leeren Theatern vereinsamenden Mitarbeiter*innen Rezepte abzuluchsen – und diese als Kochbuch zur Stärkung von Leib und Seele auch des Publikums herauszugeben. Auf diese Weise entstanden ist ein bibliophiles Großformat, das in den Rubriken Appetitanregendes, Gesundes und Deftiges sowie Süßes ingesamt 54 Rezepte versammelt – kopiert aus streng geheimen großmütterlichen Rezeptbüchern mit Original-Fettflecken und in Sütterlin, säuberlich handgeschrieben oder mit Großkünstlergeste lässig hingeworfen, illustriert mit eigenen Zeichnungen und erratischen ...
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Theater heute Mai 2021
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Eva Behrendt
Im Zeitalter der Verflüssigung aller Geschlechtszuschreibungen wird eine ferne Figur wie Edward II, mittelalterlicher König von England, wieder interessant. Dabei sieht man nur durch eine fast endlose Reihe von verschmierten Fenstern auf eine kaum mehr erkennbare Gestalt. Pinar Karabuluts Mini-Serie «Edward II», produziert vom Schauspiel Köln, blickt durch Ewald...
Im Rom des 3. Jahrhunderts soll es eine Cäcilia gegeben haben, die ein gottergebenes Leben führte, heilig gesprochen wurde, seither als Schutzpatronin der Kirchenmusik unterwegs ist und an einem Fronleichnamstag in den Jahren der europäischen Religionskriege besonders gefordert war. Drei Brüder aus den Niederlanden, so die Legende, sollen zusammen mit einem...
Erst dachte das Kölner Künstlerduo Angie Hiesl und Roland Kaiser, sie hätten ein Nischen-, gar ein Tabuthema besetzt, in dem sie das Thema «Alter(n) in der darstellenden Kunst» zu einem Kolloquium machten. Dann aber trudelten Anmeldungen aus ganz Deutschland ein, und irgendwann musste die Teilnehmerzahl bei Zoom auf 170 begrenzt werden. Offenbar brennen die Fragen...