«Frei sei die Liebe! Frei sei das Leben!»
So ganz fällt dieser Abend nicht in den Zuständigkeitsbereich eines Sprechtheaterkritikers. Auch wenn «Volksbühne» drüber steht und Sophie Rois dem Ganzen ihr Gesicht leiht. Denn das wesentliche Verdienst dieser Produktion ist doch ein musikhistorisches: die Ausgrabung und fulminante Reanimation des Oratoriums «Die sieben Todsünden» des jüdischen Komponisten Adalbert von Goldschmidt (1848–1906), eines «jüdischen Wagnerianers», wie er in den Annalen geführt wird.
Die Rezeption des Goldschmidtschen Schaffens riss bald nach seinem Ableben und dann vollends mit der Machtergreifung der Nazis ab.
Und jetzt holen Regisseur Christian Filips und Dirigent Kai-Uwe Zirka das Werk also ins Bewusstsein zurück: gemeinsam mit dem Kammersymphonieorchester Berlin, mit wohl an -nähernd hundert Chorkräften der Sing-Akademie, mit Chören des Staats- und Domchors Berlin und neun Solist: -innen für die Partien von Dämonen und Menschen. Ein Himmelswerk und Teufelsstück. So voll hat man die riesige Volksbühne noch nie erlebt, und auch selten so tosend und wallend. Wobei die abgründige Feier der menschlich allzu-menschlichen Todsünden natürlich schon ganz gut ans Profil des Hauses andockt. «Frei sei die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Februar 2025
Rubrik: Aufführungen, Seite 16
von Christian Rakow
In Deutschland wird heute eine Frau* getötet werden. Und morgen wieder. Und übermorgen wieder. Statistisch gesehen, vielleicht gibt es auch ein paar Tage Pause und dann eine kleine Serie. 360 Femizide zählte das BKA im Jahr 2023, dazu kommen 578 Tötungsversuche.
Es könnte etwa so abgelaufen sein: Ein Mann betritt den Tabakladen seiner Freundin oder vielleicht...
Es muss sich anfühlen wie eine ganze Reihe von Nackenschlägen, die Ca -rena Schlewitt im Herbst einstecken musste. Der Intendantin von HELLE-RAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, mit dem wunderbaren Festspielhaus am Rande Dresdens, einer der Leuchttürme der Freien Szene in Sachsen, ja, in Ostdeutschland, geht im nächsten Jahr möglicherweise das Geld aus....
Der «Camino Real» ist für Lavinia Nowak ein weiter Weg in die Freiheit. Am Wiener Volkstheater vermengt die Regisseurin Anna-Sophie Mahler etliche Ensemblemitglieder mit der bekannten US-Band Calexico auf der Bühne zu einer recht konzertanten Inszenierung von Tennessee Williams’ seltsamstem Stück.
Sich neben solchen popmusikalischen Schwergewichten zu profilieren,...