Finale mit Kuss
Die Finnlandisierung der Welt macht bei Kaurismäki auch vor dem Vereinigten Königreich nicht halt – sein London könnte auch Helsinki sein. Für «I Hired a Contract Killer» hatte der Regisseur 1990, im letzten Herrschafts-jahr der Misses Thatcher, den Kanal überquert – das feuchte England und der trockene britische Humor sind seinem Wesen irgendwie verwandt.
Nachdem Henri Boulanger seinen Job verloren und das Leben für ihn keinen Sinn mehr hat, will er sich umbringen, mit einem Strick um den Hals oder mit dem Kopf im Backofen, was an morschen Wänden und am Streik der Gaswerke scheitert. Also heuert er bei der Russenmafia jemanden an, der die Tat an ihm vollbringen soll. Aber der Auftragskiller ist selbst in der Bredouille, er hustet sich die Lunge aus dem Leib. Boulangers absurde und doch schlüssige Erklärung für seinen Sterbewunsch fasst den minimalistischen Kaurismäki-Humor zusammen: «personal reasons». Just im letzten Moment lernt er aber Margaret kennen und beginnt, das Leben zu mögen. Aber der gedungene Mörder will sein Geschäft zu Ende bringen.
Natürlich ist die Geschichte ein einziger Witz. Den Exilfranzosen Boulanger spielte im Kino Jean-Pierre Léaud, der Pechvogel als ...
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