Europa an der Elbe
Schon zum achten Mal fand im November das Fast-Forward-Festival statt, gegründet 2011 in Braunschweig und von Intendant Joachim Klement beim Amtsantritt vor einem Jahr an die Elbe mitgenommen. Sieben Jahre lang hatte Barbara Engelhardt das erfolgreiche Festival mit Arbeiten junger europäischer Regisseure kurz nach Abschluss der Ausbildung versorgt, dieses Jahr übernahm Charlotte Orti den Stab, Chefdramaturgin in Baunschweig, in Dresden rührige Gastspielorganisatorin und Kuratorin.
150 Aufführungen hat sie gesehen, acht brachten es zur Einladung: ein Spiegel der Unterschiede und Gemeinsamkeiten szenischer Nachwuchs-Arbeiten in Europa.
Recherchetheater
Die auffälligste Gemeinsamkeit dieses Festivals war allerdings eine Abwesenheit: Der drohende Zerfall Europas, das Erstarken rechter Bewegungen ist offenbar kein Thema, das die eingeladenen jungen Kosmopoliten umtreibt, die sich so glänzend über alle Sprachgrenzen hinweg auf Englisch verständigen – beim großen Feedback-Treffen am letzten Festivaltag stellte die Simultanübersetzerin ihre Arbeit ein, es gab keinen Bedarf.
Die Produktionen, die sich politisch nennen konnten, gehörten zum dokumentarischen Recherchetheater, und sie ...
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Theater heute Januar 2019
Rubrik: Festivals, Seite 48
von Barbara Burckhardt
later that night
i held an atlas in my lap
ran my fingers across the whole world
and whispered
where does it hurt?
it answered
everywhere
everywhere
everywhere
warsan shire - what they did yesterday afternoon
es setzen über oder übersetzen
eine vertragsarbeiterin, die wieder aufgetaucht ist
ihre mutter, die zurückgekehrt ist
ihre tochter, am flughafen
ein vertragsarbeiter, ein...
So betulich der Abend anhebt, mit versunkenen Fachgesprächen unter Literaturkritiker*innen, so abgedreht endet er: in einem eindringlichen Schwur auf die Azteken, die einer jungen Mexikanerin mehr bedeuten als Gott und Elternhaus. Denn Roberto Bolaños tausendseitiger Monumentalroman «2666», postum 2004 erschienen, gleicht einer Geisterbahnfahrt: Im Schleudersitz...
«Vielleicht ist es woanders anders, aber bei uns nicht.» Das ist der zentrale Satz in Dmitri Sokolows «Russian Boy»: Möglicherweise ist eine schwule Coming-of-Age-Geschichte im Westen kein Aufreger mehr (wobei diese These abseits der Metropolen auch noch einmal diskutiert werden sollte), in Russland aber, wo ein Gesetz seit 2013 positive Aussagen über...