Die Voodoo-Party

Lars Norén «Nachtwache»

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Die zahlreichen Begegnungen mit den jeweils neuen Profilen des schwedischen Dramatikers Lars Norén hatten fast den Schock vergessen lassen, der auch viele deutsche Bühnen erfasste beim ersten Blick auf die Fantasien in Noréns Theater der Psychopathologie.

«Nachtwache» war ein Teil davon – im Rückblick und mit dem Abstand von gut zwanzig Jahren interessiert natürlich heute weder die Frage nach den autobiografischen Untiefen und Abgründen in dieser Geschichte um zwei Brüder, die sich samt Ehefrauen um Urne und Asche der gerade verstorbenen Mutter versammeln in einer Nacht der aufgerissenen Herzen, noch die literarhistorische Bindung an die Vorbilder, Strindbergs «Totentanz» etwa oder die extrem haltbare Broadway-Zimmerschlacht «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?» von Edward Albee. Als überwältigend stark und äußerst schmerzhaft erweist sich Noréns «Nachtwache» gerade in diesen Zeiten wieder (und in der Inszenierung von Heiko Senst für das «Junge Theater» in Bremen) mit der drastisch gestellten Forscherfrage nach der kollektiven Haltlosigkeit, die hier offenbar zwei fatal verschlungene Partnerschaften in der Nah-Erfahrung des Todes zum Furioso aus Hass und Nicht-Verstehen treibt. Wo ...

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Theater heute Oktober 2005
Rubrik: Chronik, Seite 37
von Michael Laages

Vergriffen
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