Die vierte Form des Wahnsinns
Der verrückte Ignaz» – so unterschrieb Ignaz Kirchner seine Postkarten, die er ohne konkreten Anlass oft an mich sandte. Es waren poetische Zurufe mit dem Bild eines Dichters meist und mit einer pointierten Weisheit, die Ignaz verkündet wissen wollte. Immer wieder mit Sätzen von Dichtern, die er gerade für sich entdeckt und ergründet hatte, für die er mit seinen Lesungen, die es in sich hatten, eintrat.
Ignaz war ja nicht nur äußerst belesen (er war gelernter Buchhändler und blieb es in einem anderen, gesteigerten Sinn sein Leben lang), er gab sich seinen Dichtern buchstäblich hin, als ob er ein Teil von ihnen werden möchte. Mit dem Maler und Grafiker Jan Peter Tripp, der ihn mehrfach porträtiert hat, unternahm er Wanderungen, strikt gewandet wie Robert Walser, also in Anzug und Straßenschuhen. Nein, die Dichtung war ihm nicht beiläufige Freizeitbeschäftigung, sie war ihm Existenzerrettung, um einen Begriff Thomas Bernhards zu zitieren, dessen Stücke Ignaz auch gespielt hat. Die Dichtung war ihm der rettende Sprung in die Freiheit der Poesie. Das machte ihn zu einem unabhängigen Geist, fähig zu schroffer Zurückweisung und fähig zu unerwarteter Hingabe.
Mit absoluter Hingabe las ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute November 2018
Rubrik: Nachruf, Seite 40
von Hermann Beil
Wer gegen die «Lügenpresse» wütet, der glaubt auch, dass Gender Mainstreaming ein perfides Programm zur Gleichschaltung des Begehrens sei und nennt politisch korrekte Sprachempfehlungen verächtlich «Neusprech». Pegida und AfD haben George Orwells 1949 erschienenen Roman «1984» genau gelesen, was absurderweise zur Folge hat, dass die totalitarismuskritische Dystopie...
«Die Sonne Satans schien vom Meer her, das man nicht sah, aber roch.» Das ist so ein Fritz-Kater-Satz von poetischer Wucht, ein Satz in den schon all das Grauen eingeschrieben ist, das das Mädchen (Mirjam Rast) erleiden wird, im Wäldchen, wo der Vergewaltiger (Manolo Bertling) wartet. «Die Sonne Satans», das ist der Hamster, den der Angreifer dem Mädchen schenkt,...
Aachen, Grenzlandtheater
3. Shaffer, Revanche
R. Anja Junski
Aachen, Theater
9. Kafka, Die Verwandlung
R. Paul-Georg Dittrich
16. Hauff, Das kalte Herz
R. Sebastian Martin
30. nach Andersen, Das hässliche Entlein
R. Zirkusmaria
Aalen, Theater der Stadt
25. Reffert, Die Schönheit und das Biest
R. Winfried Tobias
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
11. nach Bassewitz,...