Die schwarze Bestie
Es beginnt mit einem Ende. Die letzten Töne einer festlichen Musik sind zu hören. Ein Tusch. Dann Applaus. Zwei Hände, Füße, dann der dazugehörige Mann schieben sich durch den Vorhang am hinteren Bühnenende. Nach und nach folgen ihm seine Mitspieler, dann stehen sie alle vor uns: drei Frauen, drei Männer. Gekleidet in Alltagsklamotten. Ein gefrorenes Lächeln auf den Gesichtern. Langsam, wie durch eine unsichtbare Hand gebremst, treten sie nach vorne, lassen uns ganz allmählich begreifen, dass sie nichts anderes tun als alle anderen Schauspieler am Ende ihrer abendlichen Arbeit.
Sie verbeugen und bedanken sich. Vor uns steht das Ensemble einer anderen Vorstellung, stehen Schauspieler, die ihre heutige Arbeit hinter sich haben und nun, vor uns, kommentieren, was sie tun: die beendete Vorstellung, ihre Rollen darin, ihre Arbeitsbedingungen, das Leben in Hotels, immer umgeben von den Kollegen, ihr Spiel, ihre Gagen, ihre Subventionen und uns.
60 Minuten lang lässt die in Amsterdam und Paris produzierende, in Zagreb geborene Regisseurin Ivana Müller sechs Performer dieses Spiel veranstalten: Eine minima–listische Performance, die die Regeln ihrer Produktion ausstellt. Doch so einfach ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute März 2013
Rubrik: Theorie, Seite 30
von Nikolaus Müller-Schöll
Als es im syrischen Krieg noch Hoffnung gab, machte ein Video-Appell an Diktator Bashir al-Assads schöne junge Frau Asma die Runde: «Wenn deine Kinder fragen, was du getan hast, um das Blutvergießen zu stoppen, was wird deine Antwort sein?», fragten darin die Ehefrauen zweier Diplomaten und sammelten Unterschriften von zig-tausenden Kriegsgegnern. Asma al-Assads...
Wolfram Lotz will das Unmögliche: Er will nicht sterben, er will aufgehoben sein in der Welt, er will die Welt mit der Sprache erfassen. Weil er das alles will, will er auch ein unmögliches Theater. Lotz' Strategie der formalen Überforderung des Theaters ist die Konsequenz seiner inhaltlichen Überforderung, nicht umgekehrt. Die formale Überforderung kommt daher als...
Alceste hat eine Portion üble Laune gefrühstückt. Jetzt kotzt er sich aus. Gründlich, wenn auch ohne Grund. Einen Anlass braucht Alceste nicht, prinzipielle Abscheu gegen Freund und Feind genügt völlig, nicht umsonst ist er als Molières «Menschenfeind» bekannt.
Michael Maertens hat für seinen Zürcher Alceste die Misanthropie in der Tat in sich hineingefressen....
