Die Inszenierung des Realen

Die Dramaturgische Gesellschaft hat getagt – «Radikal sozial»

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Die «Rückkehr der Bürgerlichkeit» war in den letzten Mo­naten der große Dauerbrenner unter den Feuilleton­debatten.

Bei allen Streitereien darüber, wie das angeb­liche Revival bürgerlicher Lebensart (Stichwort Messer­bänkchen) denn nun einzuordnen sei, bei allem Gezeter darum, ob die Forderung nach mehr bürgerlichen Tugenden (Stichwort Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft) und Werten (Stich­wort Familie und Gemeinschaft) bloß Propaganda der «Neo­kons» sei oder längst auch von links-liberalen Milieus getragen werde – bei alledem hätte sich vielleicht ein stellvertretender Blick auf das Stadtthea­ter gelohnt, die Ex-Heimstatt des deutschen Bürgertums. Denn wer das Theater und sein Publikum beobachtet, erkennt: Das Bürgertum kehrt nicht zurück (und wenn nicht hier, wo dann?). Versprengte Intellektuelle, bildungshungrige Kleinbürger und Aufsteiger: ja. Aber nicht jenes tonangebende, tra­ditionsbewuss­te, spendierfreudige Besitzbürgertum, das die Apologeten der Bürgerlichkeit so schmerzlich vermissen.

Gibt es denn überhaupt noch so etwas wie bürgerliches Thea­­­ter? Diese Frage kam einem während der Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft, die Ende Januar im Haus der ...

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Theater heute März 2006
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Eva Behrendt

Vergriffen
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