Der Suffschlaf der Vernunft
Markus Scheumann und Nadine Geyersbach, zwei der auffälligsten Akteure des Düsseldorfer Ensembles, spielen Kasimir und Karoline – und bleiben leider hinter ihren Möglichkeiten zurück. Beide begnügen sich mit infantilen Trotzgesten, Karoline hält sich an ihrem großen Teddybären fest, während Kasimir so steif und verkrampft über die Wies’n stolziert, als hätte er den Hammer verschluckt, mit dem er auf den Lukas drischt.
Einerseits ist es erstaunlich, dass Karin Neuhäuser, ihrerseits eine veritable Schauspielerin, Horváths Protagonisten nicht schöner zum Blühen bringt, sondern sich eher als Konzeptregisseurin profiliert.
Andererseits hat es auch eine gewisse Logik, wenn dieser szenische Kommentar zur Krise an den Rändern glänzt, scharfkantig die zahlreichen Neben- und Episodenfiguren ins Licht rückt, den derb-brutalen Merkl Franz mit seiner lausig beschränkten Erna, beide im bajuwarischen Lederoutfit (Thiemo Schwarz und Cathleen Baumann), oder die amüsierwütigen Pseudo-Machos Rauch und Speer (Michael Schütz und Winfried Küppers), deren Sauf- und Sexambitionen an Drastik nichts zu wünschen übrig lassen.
Die Poesie, die in der abgrundtief traurigen Oktoberfestgeschichte vom sich ...
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