Der Generationen-Contest

Wer ist frischer? In Hamburg inszeniert Peter Zadek am St. Pauli Theater «Bitterer Honig», Jorinde Dröse am Thalia Shakespeares «Sommernachtstraum» und Martin Kusej am Deutschen Schauspielhaus Horváths «Zur schönen Aussicht»

Theater heute - Logo

Generationen-Test in Hamburg. Innerhalb von zwei Wochen lieferten drei Theater aktuelle Vergleichswerte über den Gesundheitszustand der deutschen Bühnenklugheit. Wie agil und rebellisch sind die Alten? Was denken junge Steuerzahler von der Welt? Und welche Erfahrungen hat der Pillenknick-Jahrgang zu bieten, der während des Vietnamkriegs aufs Gymnasium kam und zwischen zwei Golfkriegen in leitende Positionen aufstieg? Repräsentative Beispiele für jede Gattung boten Anschauungsmaterial für eine – selbstverständlich rein zufällige – Diagnose des Gesamtsystems.

Zunächst Peter Zadek, der im Mai achtzig wird und stets behauptet, dass sein Theater immer noch jünger und gegenwartsnäher sei als das ganze gruselige Konzepttheater der Nicht-Achtzigjährigen. Dann Martin Kusej, Jahrgang 61, laut Zadek Mitglied jener modischen Konzeptzombies, die nach der Wende von der DDR-Theaterpest befallen wurden, die wie ein Nebel des Grauens unter dem Türschlitz der Demokratie in den freien Westen herübergewabert sei und das lebendige realistische Theater, das wir Zadek höchstpersönlich verdan-ken, entmenschlicht habe. Schließlich eine Dreißigjährige, Jorinde Dröse, die andere Konzeptzombies wie Andreas ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2006
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Till Briegleb

Vergriffen
Weitere Beiträge
hop fertig

Die Texte des späten Beckett gelten als spröde und dem Theater schwer zugänglich. Die Prosa ist auf minimale, nicht mehr erzählend verbundene Sinneinheiten reduziert, während die Stücke Drama nur noch als Schwundstufe und selten den absurden Witz erkennen lassen, der «Godot» und «Endspiel» weltweit auf die Bühnen gebracht hat. Rein praktisch kommt dazu, dass man...

Toter Rabe

In Mannheim nimmt man es mit den Jahreszeiten nicht so genau. Deshalb kann auch mitten im Winter plötzlich der Herbst ausbrechen. Oder wieder Sommer werden. Der fällt allerdings in der Uraufführung von Rebekka Kricheldorfs «Landors Phantomtod» genauso trist aus wie besagter Herbst. Überall totes Laub und Menschen mit Regenschirmen und -mänteln, die in einer...

Der Sprücheklopfer

Die Zeiten von «Harry, fahr schon mal den Wagen vor» sind endgültig vorbei. Bekanntlich ist dieser Satz in der Serie, die jedermann damit assoziiert, nie gefallen. Kultstatus hat er trotzdem, weil seine wunderbar sachliche Banalität alles einschließt, was die guten alten deutschen Krimi-Serien wie «Derrick» eben ausmachte: Behäbigkeit und Ernst, verkörpert von...