Der Anti-Pate

Die Kunst der Aufklärung: ein Gespräch mit Mario Gelardi über seine Theaterfassung von Roberto Savianos Camorra-Buch «Gomorrha», über Wahrheit und Mythos des Verbrechens, die Stadt Neapel, den Müll und den Tod

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Sabine Heymann «Gomorra» ist als Theaterstück von Ihnen und Roberto Saviano vierhändig verfasst worden, auf der Basis von Savianos Erfahrungsbericht und Bestseller «Gomorrha». Sie sind Freunde, woher kennen Sie sich?

Mario Gelardi Roberto ist 12 Jahre jünger als ich, er ist 28. Wir haben uns durch Zufall kennen­gelernt, als ich mich selber mit der Camorra beschäftigte. Im Internet stieß ich auf den Artikel eines jungen Journalisten, der hervorragend schrieb; ich habe ihn angerufen und wir haben uns getroffen. Das war Roberto.

Er schrieb damals hauptsächlich fürs Internet, gelegentlich in kleineren Zeitungen. Seine kleinen Geschichten wa­ren nicht wirklich Artikel, sondern ein Zwischen­ding zwischen Erzählung und Artikel. Mir gefiel das sehr, und ich hatte gleich die Idee, daraus ein Theaterstück zu machen. Dann hat er selber daraus sein Buch über die Camorra montiert. 

Heymann Savianos Buch, diese Mischung aus Reportage, Dokumentation und investigativem Journalismus, lässt nicht sofort an das Theater denken. Wie sind Sie bei der Adaption vorgegangen?

Gelardi Es gab schon Theaterstücke über die Camorra, die aber immer nur von der «alten» Camorra erzählten …

Heymann … der spektakulären, ...

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Theater heute August/September 2008
Rubrik: Magazin, Seite 86
von Sabine Heymann

Vergriffen
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