Das überfüllte Gehirn

Hans Neuenfels «Richard Wagner – Wie ich Welt wurde»

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Altern an sich ist schon eine lästige Angelegenheit. Aber es gibt nichts Lästigeres, als in der Haut eines alternden Genies zu stecken: zu wissen, dass einen seine Musik nach dem eigenen Ende unsterblich macht, zu fühlen, dass einen Amerika berauschen würde, und über alledem in Zürich stranden, vermutlich aufgrund einer notorisch klammen Reisekasse. Solche Luxusprobleme wälzt nur einer mit Anstand: Richard Wagner. Das ist der mit dem 200-Jahr-Jubiläum.

Robert Hunger-Bühler steckt in der Haut dieses alternden Genies.

Und zwar im Auftrag der Zürcher Festspiele, die sich im Wagner-Jahr was Spartenübergreifendes zum Genießen gewünscht haben. Hans Neuenfels, der im Jahr 2000 an der Stuttgarter Staatsoper Ähnliches mit Verdi ver­anstaltet hat, wurde als Autor und Regisseur verpflichtet. Das Opernhaus stiftet Sänger und Musiker, das Schauspielhaus die Schauspieler. Nur die zündende Idee, die haben sie zu stiften vergessen.

Es beginnt mit dem Ort. Selten hat ein Re­gisseur das postindustrielle Flair der Schiffbauhalle resoluter ignoriert als Neuenfels. Das Stück mit dem Titel «Richard Wagner – Wie ich Welt wurde» stelzt durch einen türrahmenreichen Guckkasten aus transparentem Stoff ...

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Theater heute Oktober 2013
Rubrik: Chronik: Zürich Schauspielhaus, Seite 61
von Stephan Reuter

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