Das Phantom der Freiheit

Beim Berliner PLOPP!-Wettbewerb treffen sich jedes Jahr unabhängige Hörspielmacher

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Das ist kein Hörspiel», raunte die Stimme. «Das ist die Wahrheit!» In diesem Moment ahnte man es bereits: In der kurzen Pause, die entstand, während das Tonband weiterleierte, einem fahrigen, immer wieder vom Knacken der Stopp- und der Aufnahmetaste unterbrochenen Selbstgespräch entgegen, nahm ein Phantom Gestalt und Namen an, das der Wettbewerb sich hätte erfinden müssen, wenn – ja, wenn im November 2001 nicht Andreas Jacke aufgetaucht wäre, dessen in simpler Stop-and-go-Dramaturgie auf eine Kassette gesprochener Stegreifmonolog «Lonely» so nervtötend wie faszinierend war.

Jackes klingendes Tagebuch kam nicht gewollt und nicht gekonnt daher und verebbte immer wieder in resignierten Seufzern, weil es nichts mehr zu sagen gab. So wurde das Zuhören zur Strapaze, wegzuhören aber war kaum möglich, denn bei diesem Stück konnte niemand wissen, was als nächstes geschehen würde.

Dreimal ist Andreas Jacke seither in die Endrunde des PLOPP!-Wettbewerbs für freie Hörspielmacher gelangt, den die Berliner Akademie der Künste zusammen mit dem Hörverlag alljährlich ausschreibt. Dreimal ließ das Publikum ihn bei der Abstimmung durchfallen. Kaum einer der Juroren aber, welche die Vorauswahl für den ...

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Theater heute Januar 2005
Rubrik: Medien/TV, Seite 72
von Frank Kaspar

Vergriffen
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