Call your Darlings!
Zu Beginn der Pressekonferenz, auf der der Berliner Kultursenator Klaus Lederer den Intendanten der Volksbühne (dann wieder: am Rosa-Luxemburg-Platz) ab 2021/22 vorstellte, wurde ein fünfseitiges Papier verteilt. Es handelte sich dabei offenbar um eine aktualisierte Form des Bewerbungsschreibens, das den 56-Jährigen Ende letzten Jahres beim Senat unter der Überschrift «Tous Ensemble» eingereicht hatte.
Der Text, der sich ausdrücklich gegen Manifeste und Verlautbarungen wendet, sich auf 90er-Jahre-Theorien und Brechts Lehrstücke beruft, verlautbart dann selbst in einer vertrauten Mischung aus Selbstgewissheit und Zickigkeit, dass all das Getue um neue kollektive Leitungsformen, Diversity und mehr Frauen in Führungspositionen überflüssig werde, wenn René Pollesch die von ihm entwickelte und in 17 Volksbühnenjahren perfektionierte Form des postdramatischen Theaters ebendort wieder praktiziere.
In der Tat ist Polleschs «revolutionäre» Theaterpraxis seit über zwanzig Jahren an starke Schauspieler*innen gebunden: Sophie Rois, Nina Kronjäger, Kathi Angerer, Christine Groß, Caroline Peters, Inga Busch und viele andere gehören ebenso dazu wie Martin Wuttke, Fabian Hinrichs, Franz Beil, ...
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Theater heute Juli 2019
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Eva Behrendt
SZENE 1 – Niels Monolog
Niels Hallo, guten Abend, mein Name ist Niels Bormann.
Ich möchte mich ganz kurz vorab entschuldigen, dass hier heute ein Stück mit Israelis, Palästinensern und Deutschen stattfindet, das wir schon vor 10 Jahren gemacht haben. Das ist nicht schön. Das tut mir wirklich leid!
Damals an der Schaubühne habe ich damit angefangen, dass ich mich für...
Shakespeare, meint Johan Simons, sei wie ein Wald mit Hügeln, Bäumen, Teichen und Moorseen: «Man rutscht leicht aus, der Boden ist glitschig.» Mal sehen, wohin der Waldspaziergang «Hamlet» mit Sandra Hüller führt
Cennet Rüya Voss musste schon einige patriarchale Rollenmuster aus dem Repertoire kontern – ein Porträt
Wenn die Pointen immer dichter hageln auf die...
Die zweitstärkste Szene dieser belgisch-deutsch-irakischen Rumpf-«Orestie» ist nur auf Video zu sehen: Der legendäre, weil Demokratie- und Rechtsstaat begründende Schluss von Aischylos’ Trilogie sieht für das Ende der ewigen Gewalt einen recht knappen Ausgang vor. Bei der Abstimmung, ob Orest für den Rachemord an seiner Mutter Klytaimnestra verfolgt oder begnadigt...