Bürgerliche Hausmusik

Hauptmann «Einsame Menschen», Schiller «Kabale und Liebe»

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Das bildungsbürgerliche Publikum ist überall: Nicht nur auf die Hinterbühne hat es sich verdoppelt, sondern sogar bis auf die Bühne verlängert. Dort unten, eingekesselt zwischen den beiden Tribünen, lauschen zwei seriös gekleidete Paare einem Klavierspieler (Matthias Herrmann) und einem Sänger (Tomas Möwes) bei der Darbietung deutscher Volkslieder. Kurz darauf darf der gesamte Saal in Reinhard Meys «Apfelbäumchen»-Schnulze einstimmen, denn Gerhart Hauptmanns Familie Vockerat feiert die Taufe des ersten Enkels.

Wie ein bedrohlicher Stern geht über der Bühne in kindlich verzierten Holzbuchstaben der Name des neuen Stammhalters auf. So verzückt die Großeltern mitsingen, so zerstreut wirkt das junge Elternpaar: Übertrieben fürsorglich tätschelt der junge Vater Johannes seiner ständig auf das Babyphone schauenden Frau Käthe den Rücken. Klar, dass hier so einiges im Argen liegt und die bevorstehende mehrwöchige Zusammenkunft der Familie (bei Hauptmann in einem einsamen Landhaus am Müggelsee) ein böses Ende nehmen wird: Johannes, einst Theologe, verfasst inzwischen religionskritische Schrif­ten, befindet sich derzeit jedoch in einer Schreibkrise. Er hadert mit seiner Rolle als ...

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Theater heute Februar 2015
Rubrik: Chronik Bochum, Seite 49
von Natalie Bloch

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