Bilder und Texte
1976, Shakespeare «Othello», Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Die Geschichte Othellos und seiner Liebe zu Desdemona wird veräußerlicht zu einem ganz direkten Theatervorgang. Wildgruber spielt den Othello mit langer, affenhaariger Zottelperücke, Gesicht und Körper mit schwarzer Schminke beschmiert, die Lippen breit rot ausgemalt. Dieser Nigger in seiner Operettenuniform hat die Gestalt, den Gang, den Habitus von King Kong – und das freundliche, augenrollende, zähnebleckende, rotmäulige Gesicht des «Sarotti»-Mohren.
Wildgruber bezeichnet so (ergänzt und differenziert durch sein gestisch-mimisches und sprachliches Verhalten) die Grundsituation des Othello, wie sie – liest man das Stück bis zum Ende – bei Shakespeare ist: als die des domestizierten Monsters.
Die Geschichte, über die Figuren erzählt, ist die: Jago (von Heinrich Giskes gespielt mit einer faszinierenden Mischung aus brillant formulierender, charmanter Intellektualität und sadistischer Lust am tödlichen Herrschaftsspiel mit Menschen) zettelt spielerisch die ganze Sache an und präsentiert sie so attraktiv über die Rampe hinweg, dass der Zuschauer zum lüsternen Komplizen seines Experiments wird – der Jago von ...
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