Bilder und Texte

Nach Bochum übernahm Peter Zadek nur einmal noch alleinverantwortlich eine Intendanz, von 1985–89 im Hamburger Schauspielhaus. Dazwischen arbeitete er als freier Regisseur: Stationen seiner Theaterarbeit in München, Hamburg, Wien, Berlin

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1976, Shakespeare «Othello», Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Die Geschichte Othellos und seiner Liebe zu Desdemona wird veräußerlicht zu einem ganz direk­ten Theatervorgang. Wildgruber spielt den Othello mit langer, affenhaariger Zottel­perücke, Gesicht und Körper mit schwarzer Schminke beschmiert, die Lippen breit rot ausgemalt. Dieser Nigger in seiner Operet­tenuniform hat die Gestalt, den Gang, den Habitus von King Kong – und das freund­liche, augenrollende, zähnebleckende, rot­mäulige Gesicht des «Sarotti»-Mohren.

Wildgruber bezeichnet so (ergänzt und dif­ferenziert durch sein gestisch-mimisches und sprachliches Verhalten) die Grundsituation des Othello, wie sie – liest man das Stück bis zum Ende – bei Shakespeare ist: als die des domestizierten Monsters.

 

Die Geschichte, über die Figuren er­zählt, ist die: Jago (von Heinrich Gis­kes gespielt mit einer faszinierenden Mi­schung aus brillant formulierender, char­manter Intellektualität und sadistischer Lust am tödlichen Herrschaftsspiel mit Menschen) zettelt spielerisch die ganze Sache an und präsentiert sie so attraktiv über die Rampe hinweg, dass der Zuschauer zum lüsternen Komplizen seines Experiments wird – der Jago von ...

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Theater heute Oktober 2009
Rubrik: Peter Zadek 1926-2009, Seite 20
von

Vergriffen
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