Reden ist Silber

Die Salzburger Festspiele 2009: Inszenierungen von Sebastian Nübling, Jette Steckel und Jossi Wieler – und eine Rede von Daniel Kehlmann

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Das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele begann in diesem Sommer mit einem Monodram von Daniel Kehlmann. Die durch und durch werktreue Uraufführung – der Autor spielte selbst – war ein Publikumserfolg. «Die Lichtprobe», so der Titel, ist ein sehr persön­licher Text. Kehlmann erinnert sich darin an seinen 2005 verstorbenen Vater, den Theater- und Fernsehfilmregisseur Michael Kehlmann. Dieser habe sich stets als «Diener des Autors» verstanden, weshalb er «auf den deutschsprachigen Bühnen in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens nicht mehr arbeiten durfte».

 

Vor diesem biografischen Hintergrund hebt der Sohn zu einer Brandrede gegen das zeitgenössische «Regietheater» an, wie man sie in dieser Form seit Joachim Lottmanns unsäglichem «Ekel­theater»-Aufsatz im «Spiegel» von 2006 (den Kehl­mann in seinem Monolog übrigens verteidigt) nicht mehr erlebt hat. Besuchten Ausländer die deutschsprachigen Theater, reagierten sie «oft ziemlich verwirrt», behauptet der Autor. «Was das denn solle, fragen sie, was denn hier los sei, war­um das denn auf den Bühnen alles immer so ähnlich aussehe, ständig Videowände und Spaghettiessen, warum sei immer irgendwer mit irgendwas beschmiert, wozu ...

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Theater heute Oktober 2009
Rubrik: Festival, Seite 32
von Wolfgang Kralicek

Vergriffen
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