Reden ist Silber
Das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele begann in diesem Sommer mit einem Monodram von Daniel Kehlmann. Die durch und durch werktreue Uraufführung – der Autor spielte selbst – war ein Publikumserfolg. «Die Lichtprobe», so der Titel, ist ein sehr persönlicher Text. Kehlmann erinnert sich darin an seinen 2005 verstorbenen Vater, den Theater- und Fernsehfilmregisseur Michael Kehlmann. Dieser habe sich stets als «Diener des Autors» verstanden, weshalb er «auf den deutschsprachigen Bühnen in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens nicht mehr arbeiten durfte».
Vor diesem biografischen Hintergrund hebt der Sohn zu einer Brandrede gegen das zeitgenössische «Regietheater» an, wie man sie in dieser Form seit Joachim Lottmanns unsäglichem «Ekeltheater»-Aufsatz im «Spiegel» von 2006 (den Kehlmann in seinem Monolog übrigens verteidigt) nicht mehr erlebt hat. Besuchten Ausländer die deutschsprachigen Theater, reagierten sie «oft ziemlich verwirrt», behauptet der Autor. «Was das denn solle, fragen sie, was denn hier los sei, warum das denn auf den Bühnen alles immer so ähnlich aussehe, ständig Videowände und Spaghettiessen, warum sei immer irgendwer mit irgendwas beschmiert, wozu ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Jeden Moment hätte Markus Luchsinger um die Zeltecke biegen können – so empfanden manche Weggefährten und Festivalhabitués beim diesjährigen Theaterspektakel. Der Theatermacher, der zwischen 1990 und 2001 dem von Alternativkultur und Straßentheater geprägten Sommerfestival am Zürichsee internationales Ansehen verschafft und es zum attraktiven Koproduktionspartner...
Sonnenbrille, Dreitagebartgestrüpp, Stirnnarbe und Brusthaar: Vom Schutzumschlag guckt der Rockpoet. Nur eins der Etiketten, mit denen Thomas Brasch gerne belegt wurde und gegen die er wütend ankämpfte. Dissident war ein anderes. Um dieser Schublade zu entgehen, die den Medien ungemein ergiebig erschien, stürzte er sich in wagemutige Behauptungen über die DDR....
Einer sehr pessimistischen Philosophie zufolge ist die Entfremdung in Gesellschaften der bei uns vertrauten Art so weit vorangeschritten, dass kein Rest bleibt, keine Regung, kein Wunsch und kein Begehren, die nicht die Imperative der vermarkteten und verwalteten Welt vollstrecken.
Das Bestechende an dieser düsteren Interpretation ist ihre Unwiderlegbarkeit. Wer...