Bärbeissig voraus

In Ina Weisses Film "Der Architekt" reist Sepp Bierbichler in die Alpen: in einem verschneiten Dorf in Tirol entfaltet sich nach dem Tod der Mutter des Architekten Georg Winter (Bierbichler) ein Familiendrama. Ina Weisse inszeniert die Fahrt in die Berge ganz klassisch als eine unausweichliche Konfrontation mit den eigenen Abgründen. Die Natur spielt dabei eine wesentliche Rolle.

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Bei der Verleihung eines Preises sagt der Architekt Georg Winter einen tiefsinnigen Satz: «Ein Architekt hat den einzigen Beruf, der es erlaubt, durch die eigenen Gedanken zu gehen.» Gebäude sind also entäußerter Intellekt, zumal bei einem Planer wie Winter, dessen Mar­kenzeichen es ist, dass er immer die Konstruk­tion auch sichtbar sein lässt.

Was er bei seiner Dankesrede unerwähnt lässt, sind all die Ge­danken, die er allein mit sich herumträgt, von denen er seiner Frau und seinen zwei Kindern nichts erzählt und von denen auch seine Entwürfe allenfalls im Modus der Verdrängung han­deln. Denn sie müssen ja doch irgendwie fest im Leben stehen, die Museen und Bahnhöfe, Bürotürme und Eigenheime. Und ein Mann auf dem Höhepunkt einer Karriere steht selten so fest im Leben, wie es den Anschein hat.








Auch und gerade dann nicht, wenn er eine Physis hat wie der Schauspieler Josef Bierbichler, der Georg Winter in dem Film «Der Architekt» von Ina Weisse spielt. Der bekannte Charakterdarsteller, der bei Herbert Achternbusch begann, wird im Kino inzwischen gern mit gebrochener Vitalität assoziiert, zuletzt auch in Ca­roline Links Künstlerdrama «Im Winter ein Jahr». In der Rolle des Georg Winter ...

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