1,93 Meter

Klimaveränderungen in Zürch: Der Streik des technischen Personals im Schauspielhaus lag nicht nur an der offensiven Körpergröße des künstlerischen Direktors

Theater heute - Logo

Der Zürcher Schauspielhaus-Direktor hat ein gesundes Vertrauen in seinen Auftritt: «Ich bin 1 Meter 93 groß, spreche hochdeutsch und drücke mich klar aus.» In dieser darwinistisch knallharten Überlegenheit sah Matthias Hartmann Ende Januar den Grund, dass der historisch einmalige Streik der technischen Angestellten vier Tage dauerte. Tatsächlich, auch dieses Tief kann man am Ende klimatisch erklären.

Allein an der rationalen Rechnerei eines in der Stadtverwaltung längst eingeführten, im Schauspielhaus bislang nie durchgesetzten einheitlichen Lohnsystems entfachte sich nicht die ganze Hitze.

 

Klartext in Schriftdeutsch

Unter der Direktion Marthaler wurde das Personal teilweise zu Löhnen eingestellt, die sogar unter dem neuen Reglement lagen, das erst unter Hartmann zur Eskalation geführt hat. Stimmt, Christoph Marthaler ist deutlich unter einsneunzig, trägt keine Nadelstreifen und drückt sich auch nicht wahnsinnig klar aus. Doch Hochdeutsch, das kann er. Oder Schriftdeutsch, wie das in der Schweiz heißt und damit das Register der Autorität im Fremden markiert. Nun kann es gut sein, dass das Chrisch­töffeli in den Werkstätten die Mundart benutzte, um die Spezialisten im Niedriglohn ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute März 2006
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Tobi Müller

Vergriffen
Weitere Beiträge
Die Ruhe nach dem Sturm

In seinem 1932 erschienenen Roman «Von drei Millionen drei» lässt Leonhard Frank («Links wo das Herz ist»), der «Gentleman» (Fritz Kortner) der deutschsprachigen Exil-Literatur, ein durch Hoffnungslosigkeit zusammengeschweißtes Freundes-Trio die Heimatstadt Würzburg und später das Land, in dem man «sicher nur zugrunde gehen kann», verlassen. Sie fliehen vor Armut...

Gestatten, Senta

Namen mit E stehen ihr gut, besonders wenn sie auf a enden: Emilia oder Emma. Noch besser sind Namen auf M: Margarethe und natürlich Mona. Das Optimum ist beides auf einmal: Eva Maria. Als «Dr. Eva Maria Prohacek» ermittelt Senta Berger seit 2003 beim ZDF und zeigt mit dieser Figur, dass sie der «Senta»-Figur, an die sich der Zuschauer so gewöhnt hat, doch noch...

Die fantastischen Vier

Nehmen wir Nemo. Jules Vernes U-Boot-Kapitän ist eine dieser Ausnahmefiguren, denen das Kunststück gelungen ist: abtauchen in den Schall­wellen der Musik und zwar restlos. Die Außenwelt aussperren, dem Diktat von Raum und Zeit entwischen. Eine Art trockenes Ertrinken ist das. Das Diesseits macht mal Pause, das Bewusstsein ist vom Wohllaut erfüllt und sich selbst...