1:0 für Beckett
Nachdem bereits im Vorfeld der WM deutsche Autoren scharenweise durchs bunt zusammengebastelte Fifa-Kulturprogramm geschleust worden waren – zumindest diejenigen, die sich nicht rechtzeitig durch ein kategorisches Nein aus der Schusslinie gebracht hatten –, war mit Überraschungen auf diesem Feld eigentlich nicht mehr zu rechnen.
Umso dankbarer ist man den Veranstaltern der Mülheimer Theatertage, Dichter und Dramatiker nicht ein weiteres Mal zu holprigen Hymnen auf König Fußball verdonnert, sondern umgekehrt die WM-Euphorie zum Anlass für ein Autorentreffen ganz anderer Art genommen zu haben: In Rekordzeit wurde aus allen 32 Teilnehmerländern jeweils ein literarisch qualifizierter Kandidat eingeladen, um nicht so sehr den Stolz seiner Nation, sondern in erster Linie das eigene Werk und gegebenenfalls eine persönliche Sicht auf die Theatersituation in seinem Land zu präsentieren.
Schon beim Eröffnungsdefilee mit Lieblingsmusikstücken offenbarten sich beiläufig die erstaunlichsten Nebenbegabungen: So übersetzt Andreu Carandell Gottschewsky aus Barce-lona nicht nur Ödön von Horváth und Thomas Bernhard ins Katalanische, sondern legt als gelernter Tänzer und Choreograf selbst in ...
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Von Jovan Sterija Popovic (1806–1856) heißt es, er sei der serbische Nestroy. Seine bitter-ätzende Komödie «Die Patrioten» zeigt ein Häuflein untereinander zerstrittener Kleinbürger, von denen jeder den anderen für einen schlechten Patrioten hält, während es um Posten und Pfründe geht. Sterija muss nicht neu entdeckt werden, aber er hat gerade ein Doppeljubiläum...
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Talente, schon die Anfrage brachte mich in Verlegenheit. Was es denn bedeute, in diesem Land talentiert zu sein, ja, dachte ich, sehr interessantes Thema, aber wenn die mich für talentiert halten, dann muss ich mich, wenn ich zusage, ja auch selber für talentiert halten, öffentlich. Ich finde, so was macht man eigentlich...
Ja, da muss man sich doch einfach hinlegen: Die Wiener Festwochen 2006 begannen mit einem kollektiven Bed-in. Die Bühne für Ivo van Hoves Theateradaption des John-Cassavetes-Films «Faces» von 1968 besteht aus einer Bettenlandschaft; das Publikum verfolgt die im Stück verhandelte Ehekrise aus der Horizontalen (s. TH 8-9/05). Die Inszenierung ist eine Koproduktion...