Krisenfrohsinn

Gogol «Der Revisor»

Theater heute - Logo

Dass 170 Jahre längst nicht reichen, den Menschen grundlegend zu ändern, beweist Gogols «Revisor» immer wieder aufs Hübscheste. Die satirische Farce von 1836, in der ein staatlicher Überprüfer angekündigt und gerüchtehalber mit einem durchreisenden Hallodri verwechselt wird, was dem verdutzten, sich aber schnell zum Herrn der Lage aufschwingenden Touristen Bestechungs- und Schweigegelder der städtischen Honoratioren nebst Liebes- und Sexangeboten ihrer weiblichen Anverwandten in Tasche und Hose spült, geht irgendwie immer.

Bestechlichkeit ist unverwüstlich und tut nicht weh, betrogen werden hier schließlich Betrüger, und im kleinen Karo der Provinz ist das ein eher putziger Spiegel des gerade global aus dem Ruder laufenden Minimalanstands.
Robert Schuster jedenfalls, der im Großen Haus in Schwerin das Stück als opulentes Puppenspiel mit höchst spielfreudigem lebenden Material inszenierte, nahm den alten, immergrünen Fall in hübsch überzeichneten historischen Kostümen zum Anlass für ein kleines szenisches Feuerwerk voller lustiger Ideen und ganz ohne Zorn. Den Auftakt macht ein echtes Puppenspiel, in dem Gogol (der sich seinerzeit von einem Erlebnis Puschkins inspirieren ließ) das ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2009
Rubrik: Chronik, Seite 50
von Barbara Burckhardt

Vergriffen
Weitere Beiträge
Fliegen und landen

Dreimal genäht hält besser, mag sich Nina Ender gedacht haben, als sie den Alptraum des Wissens in gleich drei Fälle gebannt hat, die sie lebens- und erzähltechnisch aufwändig verknüpft. Die Französischlehrerin Paula hatte eine Spätabtreibung wegen einer Trisomie-21-Diagnose, die sie gehörig aus der psychischen Bahn wirft. Schlimm. Außerdem ist sie mit einem...

Glasperlen im Nebel

Zwei Männer auf Segeltörn, auf dem trunkenen Schiff: Der Eine und Der Andere. Wir vermuten, dass das nur zwei Namen sind für ein- und denselben, nämlich den Autor. Jon Fosse schreibt hier sein poetologisches Programm als Stück auf. Könnte man sagen. Ziemlich kurze Pause. Vielleicht auch nicht. Pause. Oder doch. Kurze Pause.

Nach diesem Abend fühlt man sich gleich...

Gefeiert wird später

Eine Löwin, eine «niederbayerische Löwin», «Nachbarin Courage» und, natürlich, «Mutter Courage des Volkstheaters» wurde sie, schon in den Überschriften der Nachrufe, tituliert. «Die Mama ist tot», war zu hören, und man rief Zeitzeugen ins Gedächtnis: Bei Brecht habe sie im Berliner Ensemble gearbeitet und bei Peter Stein in der Berliner Schaubühne, zusammen mit...