Midlife und andere Krisen
Die neue Saison war noch keine acht Wochen alt, da stand es für das Feuilleton einer überregionalen Zeitung schon fest: Die Berliner Bühnen stecken in der Krise. Das Deutsche Theater, eben noch in Bernd Wilms’ letzter Spielzeit zum «Theater des Jahres» gekürt, unter Interims-Intendant Oliver Reese wegen Renovierung des Großen Hauses auf Zelt und Kammerspiele verwiesen, das Maxim Gorki rastlos mit schneller Nadel gestrickte Inszenierungen ausspuckend, Peymanns Berliner Ensemble völlig aus dem Fokus überregionaler Aufmerksamkeit geraten, wenn nicht gerade Peter Stein inszeniert.
Die Schaubühne, deren «Anatol» von Luk Perceval Anlass der Klage war: auch kein Lichtblick (siehe TH 12/08). Ein Herbst-Lamento, das das Kind arg früh mit dem Bade auskippt.
Die Probleme der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz sind indessen alles andere als neu: Publikums-, Schauspieler-, Dramaturgenschwund plus ästhetische Ratlosigkeit. Seit neuestem werden sie auch eingestanden. Was das Theater in einer Presse-Mitteilung allerdings zart «Krisen-Geflüster» nennt, ist eher ein Krisendröhnen. Schlingensiefs «Scheitern als Chance!» beschwörend, verspricht das Schreiben, das Haus «neu zu erfinden», nachdem die ...
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