Archivarin des Todes

Händl Klaus’ «Sammlung Marianne Bosch»

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Absurd natürlich, von einem Stück zu erzählen von dem es bislang nur den Plot gibt und den Stückbeginn: «frau bosch,/ die ware,/wäre da/Sollen wir,/damit/ums Haus,/zum Keller,/in den Wäscheraum,/stellt doch hier ab, was ihr habt, in den Schatten, unters Dach, auf den Fußabstreifer, wo es trockenbleibt./Fang,/am,/An,/fang,/fang, /fang,an.» Hier ist sie wieder, die vorläufig noch durch Schrägstriche markierte «geteilte Sprache», wie Händl Klaus das literarische Verfahren nennt, einen einzigen Satz auf mehrere Figuren aufzuteilen.

 
 

Bei Händl Klaus hat dies nichts mit der weit verbreiteten Marotte zu tun, durch künstlichen Zeilenfall pseudolyrische Bedeutung zu produzieren, nein, sein Stil ist Inhalt: Seine Figuren sind, den Gesetzen jeglicher Dramatik widersprechend, immer «alle in einem Sprachkörper», Funktionen eines «komplizenhaften Sprechens, da man das Unbewusste teilt und die gleiche Grundlage hat» (Händl). Händl Klaus verabschiedet sich vom traditionellen Dialog, der sich aus der Syntax seiner Antagonisten definiert. Statt der Dialektik des dramatischen Konflikts, der die Geis­teshelle seiner Figuren voraussetzt, findet man bei ihm «Verschworene» und das «aufeinander ...

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Theater heute Jahrbuch 2007
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 152
von Joachim Lux

Vergriffen
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