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Seit 1955 findet im thüringischen Rudolstadt das große Volkstanzfest statt.Die Entwicklung vom sozialistischen Propagandavehikel zum multikulturellen Folkfestival beschreibt Hanna Walsdorf

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Die Zeichen standen auf Neubeginn. Der Krieg war entschieden, die Machtpole jus-tiert, und die Deutsche Demokratische Republik schien angetreten, das Gleichheitsversprechen des Marxismus-Leninismus in alle Lebensbereiche einzupflanzen. Die sogenannte Laienkunst war den Funktionären der SED dabei von Anfang an ein großes Anliegen. «Künstlerische Betätigung für alle!», lautete die Parole. Einmal mehr im Lauf seiner Geschichte erlebte der Volkstanz im Osten eine Renaissance und wurde der neuen Zeit angepasst.

Was die Nazi-Propaganda noch vorzugsweise unter dem Rubrum «Neuer deutscher Gemeinschaftstanz» geführt hatte, wurde nun als «Laienbühnentanz» umetikettiert. So geriet das neuerlich reaktivierte volkskulturelle Erbe umgehend in den Strudel ideologischer Willenslenkung. Republikweit bildeten sich betriebliche Volkstanzgruppen und -zirkel, deren Arbeit natürlich staatlicherseits begleitet wurde. Zuständig dafür war das 1952 aus der Taufe gehobene Zentralhaus für Laienkunst in Leipzig, dessen Gründung hochtönend als «kulturelle Großtat der DDR» angepriesen wurde.

Um die Laienkunst zu fördern, sollten sich Tanzgruppen fortan in Wettbewerben und Leistungsschauen messen. Dafür mussten ...

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Tanz Juli 2012
Rubrik: traditionen, Seite 54
von Hanna Walsdorf

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