Unvergleichlich
Marco Goecke gibt sich gelassen. Eine Ohreninfektion, deretwegen er in der letzten Spielzeit die Premiere von «A Wilde Story» hat verschieben müssen, ist ausgeheilt. Dass er, Choreograf und Direktor des Staatsballetts Hannover, nun mit dem «Deutschen Tanzpreis» geehrt wird, gibt seiner Arbeit sicher weiter Auftrieb. Aus gegebenem Anlass ein Gespräch über gestern, heute und morgen.
Sie sind fünfzig und erhalten den Tanzpreis, aber noch nicht wie Reinhild Hoffmann für Ihr Lebenswerk.
Er ehrt mich.
Es war ja hierzulande bisher nicht so ganz einfach für mich mit der Anerkennung. Während ich in Holland immer wieder mit Preisen bedacht wurde, ist in Deutschland in dieser Hinsicht nicht so viel passiert. Dass ich ihn erhalte, hängt auch damit zusammen, dass die Veranstalter jetzt anders als in vergangenen Zeiten eher Künstler auszeichnen wollen, die mitten im Leben stehen.
Ihre Bemerkung klingt leicht verschnupft?
Im Gegenteil, jede Wertschätzung des Tanzes ist wichtig; ein Preis schafft Aufmerksamkeit, und die brauchen wir dringender denn je. Was ich damit sagen will: Früher gab es noch den Tanzpreis «Zukunft». Den als junger Mann zu bekommen, wäre schön gewesen. Ein Ansporn, zumal in ...
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Tanz Oktober 2022
Rubrik: Tanzpreis, Seite 26
von Hartmut Regitz
Und dann bricht es aus ihnen heraus. Der Tanz, die Bewegung, der Move. Gerade haben die Anzugträger*innen im Foyer irgendeiner Bank of America noch über die kulturelle Unterschiede überwindende Kraft des Geldes sinniert, schon flattern erst die Scheine hinter den Schaltern wie aus Zauberhand, später Männer und Frauen über die glänzenden Marmorplatten, über Tische...
Der Krieg ist zurück im Alltag, nur ein paar hundert Kilometer im Osten. Der Krieg ist aber auch zurück im Denken und in der Kunst. Wer Anfang der Neunziger in Europa anfing, Kunst zu machen, musste sich auseinandersetzen mit der Tatsache, dass das nahgelegene Jugoslawien plötzlich in irrationaler Gewalt versank, und wer eine Generation später erste Schritte in die...
Zuletzt träumte er von einer «Philosophie des Theaters». Angelegt war sie in seinem Monumentalwerk «Tragödie und dramatisches Theater» 2013. Der Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann, der in Gießen und später in Frankfurt/Main lehrende Autor des in über zwanzig Sprachen verfassten Buchs «Postdramatisches Theater», war ein großer Aufräumer, was die Mythen des...