Unvergleichlich
Marco Goecke gibt sich gelassen. Eine Ohreninfektion, deretwegen er in der letzten Spielzeit die Premiere von «A Wilde Story» hat verschieben müssen, ist ausgeheilt. Dass er, Choreograf und Direktor des Staatsballetts Hannover, nun mit dem «Deutschen Tanzpreis» geehrt wird, gibt seiner Arbeit sicher weiter Auftrieb. Aus gegebenem Anlass ein Gespräch über gestern, heute und morgen.
Sie sind fünfzig und erhalten den Tanzpreis, aber noch nicht wie Reinhild Hoffmann für Ihr Lebenswerk.
Er ehrt mich.
Es war ja hierzulande bisher nicht so ganz einfach für mich mit der Anerkennung. Während ich in Holland immer wieder mit Preisen bedacht wurde, ist in Deutschland in dieser Hinsicht nicht so viel passiert. Dass ich ihn erhalte, hängt auch damit zusammen, dass die Veranstalter jetzt anders als in vergangenen Zeiten eher Künstler auszeichnen wollen, die mitten im Leben stehen.
Ihre Bemerkung klingt leicht verschnupft?
Im Gegenteil, jede Wertschätzung des Tanzes ist wichtig; ein Preis schafft Aufmerksamkeit, und die brauchen wir dringender denn je. Was ich damit sagen will: Früher gab es noch den Tanzpreis «Zukunft». Den als junger Mann zu bekommen, wäre schön gewesen. Ein Ansporn, zumal in ...
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Tanz Oktober 2022
Rubrik: Tanzpreis, Seite 26
von Hartmut Regitz
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