Unter dem Federkleid

Rassismus ist nicht erst seit gestern ein Thema in der Ballettwelt. Höchste Zeit, es endlich mit aller Entschiedenheit anzupacken.

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Die leere Bühne vor dem Tableau eines verlassenen Sees schimmert atmosphärisch in blauem Bühnenlicht. Einen Flügelschlag ist es her, dass Odette, der weiße Schwan, das erste Mal dem Prinzen Siegfried begegnet ist. Ihre Anmut und ihre Traurigkeit haben ihn bezaubert, aber schon ist sie in der dritten Gasse der rechten Bühnenseite verschwunden. Tschaikowskys einzigartige Musik schwillt an, und da ist er, der magische Moment, auf den das Publikum gewartet hat und der immer wieder denselben Zauber verströmt: 32 Tänzerinnen in weißen Tutus erscheinen nacheinander auf der Bühne.

Die immer gleiche Schrittfolge wiederholt sich, bis ein Meer von strahlend weißen Federn die Szenerie erhellt.

Dieser Ausschnitt aus «Schwanensee» steht sinnbildlich für das klassische Ballett. Das Streben nach der perfekten, gleichförmigen Bewegung und der Illusion der absoluten körperlichen und tänzerischen Synchronität findet kaum je ein besseres Bild als den Tanz der weißen Schwäne im 2. Akt des Meisterwerks, das Tschaikowsky für Marius Petipa komponierte, der es erstmals 1877 choreografierte.

Derzeit sieht sich die Kunstform des klassischen Balletts abermals mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert (siehe S. ...

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Tanz Februar 2021
Rubrik: Rassismus, Seite 38
von Michael Banzhaf

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