solitudes solos
Es sind essenzielle, reduzierte Solotänze, die Daniel Léveillé in «Solitudes Solo» mit zum Teil höchster Kunstfertigkeit präsentiert. Das Stück, das keinerlei kommerzielle Konzessionen macht und populistische Befindlichkeiten allenfalls flüchtig streift, hat ihm bereits einige Lorbeeren eingetragen. Was der Choreograf für «Solitudes Solo» ersonnen hat, ist alles andere als leichte Kost. In fünf Variationen zeigen seine Tänzer Muskulatur und physische Kraft: Eine(r) nach der/dem anderen vollführen sie Permutationen der spezifischen Bewegungen.
Dabei schafft Léveillé eine stilistische Einheit, indem er einen Tänzer performen und wieder abgehen lässt, bevor der Nächste dessen Startposition einnimmt: Wachwechsel. Er ist ein Meister der Ordnung und nutzt kompakte Strategien, um die Körper, beinahe wie anatomische Anschauungsobjekte, zur Schau zu stellen. Straffe Muskeln, kräftige Schenkel, Rücken, die sich wellenförmig schlängeln: Es sind Körper voller Selbstvertrauen, bereit zu jeder Bewegung. Léveillé verwendet glides, Schwünge, Jetés, Pliés und Stürze durchaus mit Seitenblick auf das moderne Tanzvokabular der 1970er.
Der vitruvianische Mensch
Jeder Tänzer, jede Tänzerin ist ...
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Tanz August/September 2014
Rubrik: tanz im august, Seite 30
von Philip Szporer
_____deutschland
Baden-Baden
Festspielhaus «Ballett-Werkstatt» mit John Neumeier. 3. Okt.
Das Hamburg Ballett tanzt «Shakespeare Dances», Szenen aus Shakespeare-Balletten von John Neumeier sowie «Giselle», choreografiert von John Neumeier. 4., 5. Okt. bzw. 10.–12. Okt.
festspielhaus.de
Bautzen
Theater «Romeo und Julia» in der Choreografie von Dan Pelleg und Marko E....
dvd_________
le corsaire
Monsieur Petipa, wie haben Sie das gemacht? Da heute keiner mehr – wie einst François Truffaut Alfred Hitchcock – diese Frage stellen kann, muss sich der zeitgenössische Cho-reograf entscheiden: Rekonstruiere ich aufwendig, empfinde ich nach oder schaffe ich gleich komplett einen Klassiker neu? Gerade bei Marius Petipas «Le Corsaire», der...
Sogar die vier feuerroten Theatervorhänge, die streng hintereinander hängen, sind erschöpft. Sie öffnen und schließen sich wie müde Augen. Ihre Schlitze hängen schräg im Raum, geben den Blick frei auf die acht Performer: lauter Blindgänger. Sie gehen ohne Augen. Eine schlafwandelt in rosaroter Kleidung. Eine hebt am Ende ihrer Kräfte die Wasserflasche, führt sie...