Sinn für Richtung

Deufert + Plischke: «Anarchiv #1: I Am Not a Zombie», Berlin

Sinn für Richtung. Oder Wissen um die Richtung? Auch Wesen der Regie. «A sense (essence) of direction» ist mehrdeutig. Für Choreografen und Lebenskünstler formuliert der Satz ein Überlebensprinzip. Doppelsinnige, dialektische, irreführende und Markierungen setzende Botschaften adressieren Thomas Plischke und Kattrin Deufert an die Zuschauer in ihrer auf Kampnagel uraufgeführten Klang-, Körper- und Tanz-Installation «Anarchiv #1: I Am Not a Zombie».


Die Anarchisten gegen konventionelles Tanztheater und ihre Koperformer – der skurril spillerige Dramaturg Jeroen Peeters (Brüssel) und der philosophierende, gedanklich wendig Haken schlagende Rhetoriker Marcus Steinweg (Berlin) – locken sie in das Archiv ihrer Begriffsnetze und Bewegungscodes, nehmen sie mit in ein choreografisches Labyrinth. Auf einen Tanz über den vermeintlich festen Boden dessen, was wir (gewohnheitsmäßig, uns fragliche Sicherheit vortäuschend) Subjekt, Kunst oder Realität nennen.

Tappen im Dunklen. Die Unschuld der nackten Körper. Langsam nehmen die Schatten Gestalt an, erobern sich den Raum. Dann hängen die Performer unter dem matt leuchtenden «Himmelszelt» Tafeln mit Wörtern und Sätzen in das Gespinst von Fäden. ...

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Tanz August/September 2009
Rubrik: Gastspiel, Seite 78
von Klaus Witzeling

Vergriffen
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