Reggio emilia en tour
Sie hat ihren Fortgang aus Roubaix, wo sie die Leitung des Centre chorégraphique national an Olivier Dubois übergeben hat, bestens verdaut. Sie wurde gut aufgefangen, ist für zwei Jahre am Théâtre National de Chaillot als artiste associé untergeschlüpft. Praktisch das gesamte Ensemble hielt Carolyn Carlson die Treue. Künstlerisch scheint sich der Tapetenwechsel positiv ausgewirkt zu haben. Die Neuproduktion «Now» ist schlüssig konzipiert und brillant getanzt. Es beginnt mit Bildern leerer Häuser und der Erinnerung an das Familienleben, das dort einst stattfand.
Auch Carlson musste im Frühjahr ihre angestammte Pariser Wohnung verlassen und sich eine neue Bleibe suchen. In «Now» erinnert sie sich daran, zugleich evoziert sie entscheidende Momente ihres Lebens so, als gehörten sie zu einem fremden Dasein. Der Titel jedoch verrät ihr eigenes Ideal: der Vergangenheit nicht nachtrauern. Carlson konzentriert sich auf den Augenblick. «Home is now», heißt es zum Schluss.
Die Choreografin hat ihre Hausphilosophie, auch auf der Bühne. Viele ihrer Stücke nähren sich aus den Schriften Gaston Bachelards, hier konkret aus «Die Poetik des Raumes». Dazu gesellen sich «Ways of Seeing» von John ...
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Tanz März 2015
Rubrik: kalender und kritik, Seite 50
von Thomas Hahn
Eine Hotellobby in Oslo, vor den Fenstern tanzen Schneeflocken und verhüllen die städtische Belle-Epoque-Pracht mit glitzernden Eishauben. Übers Pflaster der Karl Johan Gate, die Nationaltheater und Parlament verbindet, schlitterte einst auch Edvard Munch. Heute zählen seine Bilder und Zeichnungen zu den kulturellen Schätzen des Landes. Trotzdem bekennt Kristin...
olivier dubois hat es geschafft. Ein Jahr ist es nun her, dass er die Leitung des Centre chorégraphique national (CCN) in Roubaix übernahm. Im hohen Norden Frankreichs hat er die Nachfolge von Carolyn Carlson angetreten – kein leichtes Erbe. Denn Carlson baute binnen einer Dekade eine innige Beziehung zum Publikum auf, das ihr elegantes Tanztheater lieben lernte....
ausstellung_________
anne teresa de keersmaeker versucht sich an einer getanzten Installation. Unter dem Titel «Work/Travail/Arbeid» erarbeitet sie ihr Stück «Vortex Temporum» aus dem Jahr 2013 neu: Das polyphon strukturierte Werk, das mit der Linearität und dem Zyklus-Charakter von Zeit spielt, setzt sie der radikal anderen zeitlichen und räumlichen Situation...