Persönlich

Newcomer: Jule Flierl

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Sie ist eine jener schillernden Persönlichkeiten, denen man bei Festivals wie dem Wiener «ImPulsTanz» über den Weg laufen kann. Dort nimmt die Tänzerin ihr Publikum mit in die Unterwelt: Es geht eine Treppe hinunter ins Halbdunkel des Untergeschosses des Wiener mumok. Mit Kreidestreifen der Trauer auf Gesicht und Armen mutet sie ein wenig an wie eine Voodoo-Priesterin. Zweimal bleibt sie stehen und erzählt von Träumen, die sie gehabt hat. Im ersten steht sie vor einer einladenden Landschaft, ist jedoch unfähig, diese zu betreten.

Im zweiten beschleicht sie das unheimliche Gefühl, inmitten einer geschäftigen Menschenmenge überdeutlich sichtbar zu sein – wie gefangen in einem Augenblick zwischen Vergangenheit und Zukunft. So mag sich Orpheus gefühlt haben, in jenem kritischen Moment, als er sich zu Eurydike umwandte und sie für immer verlor. Das Stück, das wir sehen, heißt denn auch «Operation Orpheus».

 

Die Zuschauer folgen interessiert den zarten, intensiven Gesten der Trauer und der Verzweiflung, die Flierl mit elegischem Gesichtsausdruck darbietet. Unmissverständlich beschwört sie dabei die Empfindsamkeit eines romantischen Balletts herauf. So konventionell ihre Bewegungen auch ...

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Tanz Oktober 2016
Rubrik: Menschen, Seite 28
von Pieter T‘Jonck

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