Kor’sia, Helge Letonia «Ort / Un-Zeit»
Warten auf den Bus: Antonio De Rosa und Mattia Russo vom spanischen Kollektiv Kor’sia haben eine Haltestelle in die Bremer Schwankhalle gebaut, links ein Abfalleimer, vorn eine mehrspurige Straße, hinten eine schmuddelige Sitzbank, beschienen von fahlem Neonlicht. Trostlos. Aber auch geprägt von einer gewissen Hoffnung: Irgendwann wird jemand kommen und einen mitnehmen.
Im Grunde ist der Titel, den Kor’sia für ihre Arbeit mit der Bremer Kompanie Of Curious Nature gewählt haben, eine Irreführung: Es geht nicht um einen konkreten «Ort» (auch wenn der durch die realistische Bühne und durch Lucy Guarinis alltägliche Kostüme zwischen T-Shirt und Businessdress durchaus einen konkreten Eindruck macht), es geht um Un-Orte. Inhaltlich bezieht sich das Stück auf den französischen Kurator Nicolas Bourriaud, der Ortsveränderung als Anpassungsleistung versteht und hierfür bestimmte Räume definiert, Transitorte wie Flughäfen oder Autobahnen. Oder, im kleineren Format, Bushaltestellen. Un-Orte, die ein Dazwischen definieren, ausschließlich dafür geschaffen sind, bald wieder verlassen zu werden und deswegen keinerlei Aufenthaltsqualität besitzen. Entsprechend distanziert sind die Beziehungen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz August/September 2022
Rubrik: Kalender, Seite 32
von Falk Schreiber
Ihren letzten Tanz in St. Pölten legte Brigitte Fürle höchstpersönlich hin – im Juni, beim Abschiedsabend nach neun Jahren Intendanz am Festspielhaus: In der halbstündigen von Sylvain Émard gestalteten Performance «Le Grand Continental: alle tanzen» bewegten sich an die 100 Amateur*innen in sorgfältig geprobten, swingenden Motiven vor der zeitgenössischen...
Der brasilianische Choreograf Bruno Beltrão und ein Freund gründeten Grupo de Rua, als Beltrão kaum sechzehn war. Das war 1996 in den Vororten von Rio de Janeiro. Was als Break- und Streetdance-Gruppe begann, sprengte nach und nach das Denken in Hip-Hop-Kategorien, vor allem seit Beltrão mit 20 Jahren das Tanzstudium an der Universität von Rio aufnahm. Seine...
Besonders lange kennen sie einander noch nicht, aber dafür umso intensiver. Brigel Gjoka und Rauf «RubberLegz» Yasit begegneten sich in William Forsythes «A Quiet Evening of Dance» (tanz 3/19). Ein Duo der beiden im Rahmen des Septetts brachte den ehemaligen Frankfurter Ballettchef auf die Idee: Und wenn der Albaner Gjoka und der in Deutschland aufgewachsene Kurde...