Gegenwartsgesicht

Tanz

Der  Berliner «Tanz im August» ist schon lange ein Barometer für Betriebs­temperaturen aller Art: des Klimas, der Kulturkontinente, der Weltgesellschaft. Zum letzten Mal verantwortet Virve Sutinen das Festival und zeigt so klar wie nie, was ihr wichtig war. Nämlich Empowerment von Frauen, ästhetisch kraftvolle und kontroverse Positionen sowie choreografische Profile, die der Gegenwart aus dem Gesicht geschnitten sind. Oder sie maßgeblich mitgeprägt haben. Das trifft auf Cristina Caprioli zu, der die diesjährige Retrospektive gewidmet ist.

Die Verzweigung postmoderner Prinzipien, für die ihr Name steht, lässt sich an vielen aktuellen Formaten ablesen. 

Die Vielfalt reicht von «Sonoma» (tanz 4/21) über Mette Ingvartsens «The Dancing Public» (tanz 2/22) und starke kanadische Beiträge von Daina Ashbee (tanz jb/17) und Frédérick Gravel bis hin zum Flamenco-Granden Israel Galván (tanz 2/21) und einer eindrucksvollen Performance vom australischen Kollektiv Marrugeku. Aus der Fülle von Produktionen stellen wir fünf Beispiele vor – ein farben- und kontrastreiches Quintett als Vorgeschmack auf einen bunten «Tanz im August» 

Vom 5. bis zum 27. August; www.tanzimaugust.de
 


Tanz August/September 2022
Rubrik: Tanz im August, Seite 4
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